TANZ - Kunst ohne Ort?

Podiumsdiskussion in der Akademie der Künste Berlin

Berlin, 27/08/2004

Mit der Zukunft des Tanzes in Berlin beschäftigten sich im Rahmen des Festivals „Tanz im August“ am Donnerstag Abend Tanzschaffende auf einem gut besuchten Forum unter Teilnahme von Staatssekretärin Barbara Kisseler. Ausgehend von der politischen Erklärung des Kultursenators, der sich zu einer Stärkung des Tanzstandortes Berlin (Entwicklung der Kompanien der Opernstiftung und Sicherung der Produktions- und Aufführungsbedingungen für die zeitgenössische Tanzszene) bekennt, formulierten die Gesprächsteilnehmer Aspekte eines Zukunftsplanes Tanz. Der Tanz hat sich innerhalb des zeitgenössischen Kulturschaffens als innovative und eigenständige Kunstform etabliert. Viele Künstler (Tänzer, Choreografen, Produzenten) mit internationaler Ausstrahlung und unterschiedlicher ästhetischer Prägung arbeiten in der Stadt, finden mit ihren Produktionen auf Festivals ein großes Publikum und internationale Aufmerksamkeit. Zu den Defiziten und Problemen, die diese Weiterentwicklung hemmen, gehören die provinziellen Produktionsbedingungen, fehlende Probenorte und der mangelnde interdisziplinäre Austausch. „Tanz braucht nicht einen Ort, sondern viele Orte der Produktion und Begegnung, die miteinander verknüpft sind“, so Prof. Gabriele Brandstetter, FU Berlin.

Der freie Tanz bespielt viele Orte in der Stadt und viele Künstler bekennen sich gerade zur Diversität, aber die Proben- und Aufführungsorte haben oft kleine Bühnen und eine primitive Ausstattung (Dock 11 ist Notstand). Mit 3,5 Mio Euro Projektförderung „fristet der zeitgenössische Tanz in Berlin kein Aschenputteldasein“, so die Staatssekretärin, aber die langfristige Zielvorstellung ist derzeit nicht erkennbar. Die Vertreter des 2001 gegründeten Dachverbandes „Zeitgenössischer Tanz Berlin e.V.“ würdigen diese hoch entwickelte Projektarbeit durch Mittel des Hauptstadtkulturfonds, appellieren aber zugleich an die Kulturpolitiker, Tanzfachleute in den Dialog zur weiteren finanziellen Absicherung des bestehenden Fördermodels einzubeziehen. Zugleich setzen sie sich nachdrücklich für die „Schaffung eines Produktionszentrums, dessen Spielplan durch den Tanz geprägt wird sowie für eine zeitgemäße Hochschulausbildung für den zeitgenössischen Tanz ein“. Die Metropole Berlin benötigt ein großes Forum Tanz, erwachsend aus der zersplitternden Überwindung von Partikularinteressen durch selbstbewusste Artikulation und kulturpolitische Lobbyarbeit. Dieses Akademie-Forum ist ein „winzig kleiner, aber wichtiger Schritt, um gemeinsam lästig zu bleiben“ (Barbara Kisseler).

Ein breites Forum für zeitgenössischen Tanz, ist ein öffentliches Bedürfnis in Berlin. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat eine Große Anfrage zur Situation des Tanzes auf die Tagesordnung des Berliner Abgeordnetenhauses gesetzt. Der Dialog zwischen den Tanzschaffenden und Politikern geht in eine neue Runde.

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