30 Jahre Iwanson

Jubiläum für die Ausbildung im zeitgenössischen Tanz

München, 04/01/2004

Adi-Maisinger-Straße: IWANSON. Hier ist der Sitz einer Institution, die die zeitgenössische Tanzszene mit Nachwuchs beliefert. Wer hier in die Lehre geht wird zum Hoffnungsträger einer darstellenden Kunst, die von außen betrachtet leider immer noch als Sparte bezeichnet werden muss. Dem entgegenzuwirken ist Aufgabe der Iwanson-Absolventen.

Die Schwedin Jessica Iwanson hat diese Schule vor 30 Jahren gegründet. Aber nicht allein um ihr Können weiterzugeben und davon zu leben. Sie wollte selbst von den Früchten ihrer Arbeit profitieren. „Ich brauchte Tänzer, um eine Kompanie auf die Beine zu stellen. Und in München gab es zwar ausgezeichnete klassische Tänzer, aber auf dem Gebiet des Modern Dance, wie ich ihn in New York studiert hatte, war noch viel zu tun.“ Denn Iwanson hat bei den Großen gelernt: In ihrem Lebenslauf fallen Namen wie Martha Grahmam und Alvin Ailey. Das war ihr Ausgangspunkt, von dem sie sich bis heute zu immer neuen Ufern des modernen Tanzes aufgemacht hat.

Der Erfolg blieb nicht aus. Die erste Abschlussklasse nach drei Jahren Iwanson-Schule begeisterte 1977 anlässlich eines Kulturspektakels auf dem Marienplatz. Im selben Jahr folgte der erste „Modern Dance Abend“ der Iwanson Dance Company, in dem die 29-jährige Leiterin selbst neben den besten Absolventen mitwirkte. Die Süddeutsche Zeitung schrieb angetan: „Die Arbeit von Iwanson scheint tatsächlich geeignet, eine Lücke in dem zur Zeit für München geltenden Tanzangebot zu schließen.“ (SZ, 31.1.1978).

Seit diesem Zeitpunkt choreographiert die Schwedin regelmäßig und mit vielen Preisen geehrt für sich, ihre Kompanie und internationale Bühnen. Pro Jahr bewerben sich 200 Schüler um die dreißig Plätze des Studiengangs Bühnenreife sowie um die gut zwanzig Plätze der Abendschule. Letztere vermittelt schon erfahrenen Tänzern umfassende Kenntnisse im pädagogischen Bereich. Für Iwanson, der man ihre 55 Jahre nun wirklich nicht ansieht, ist „der Bezug zur Tanzszene der eines fortwährenden Gebens und Nehmens.“ Um ihre Schüler mit der Stil-Vielfalt des modernen Tanzes vertraut zu machen, setzt die blonde Schwedin auf ihre Kontakte. „Das Besondere an unserer Schule ist das Gastdozenten-System. Die berufenen Dozenten unterrichten nicht nur, sondern sie erarbeiten auch eine neue Choreographie mit den Schülern.“ So geschehen erst kürzlich mit Olga Cobos und Peter Mika.

Mittlerweile ist die Münchner Tanzlandschaft durchsetzt von Absolventen der Iwanson-Schule. Über fünfzig Prozent der städtischen Fördermittel für Tanzproduktionen fließen an ehemalige Iwanson-Schüler. Die Liste derjenigen, die sich als Tänzer und Choreographen einen Namen gemacht haben wie Micha Purucker, Manfred Kröll, Anna Holter, Tom Plischke und Erich Rudolf, könnte noch lange fortgesetzt werden. Aber Iwanson bleibt bescheiden: „Ich möchte keine Kopien meines Stils ausbilden. Mein Wunsch wäre, dass unsere Absolventen mit einem Koffer voll Können und Selbstbewusstsein ihren Weg gehen.“ Spricht‘s und eilt zu ihrer nächsten Choreographie-Stunde.

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