Theaterhaus Wangen, „Die Zofen“

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Stuttgart, 31/03/2001

Nicht die erste Tanzproduktion von Jean Genets „Les Bonnes“ aus dem Jahr 1947 – vorausgegangen sind Herbert Ross mit „The Maids“ zu Musik von Milhaud in einer New Yorker Ballett-Theater Workshop-Aufführung 1957 und Manfred Tauberts „Die Zofen“ zu Musik von Bartók 1968 in Braunschweig. Hier (Premiere am 24. März) nun als „Tanztheater“ deklariert - eine Koproduktion mit Rouen, Berlin und Ferrara – in dem Haus, von dem Ismael Ivos internationaler Ruhm ausging, und in dem er künftig den Tanzbereich leiten soll.

Für das 75-Minuten-Stück hat er sich mit dem aus dem westafrikanischen Benin stammenden Koffi Kôkô zusammengetan und mit dem türkischen Tänzer Ziya Arazi, inszeniert hat der Japaner Yoshi Oida, die Bühnen- und Kostümentwürfe stammen von dessen Landsfrau Kazuko Watanabe, die Musik steuert der Brasilianer João de Bruçco bei, und für das Lichtdesign zeichnet Lutz Deppe verantwortlich. Die Choreografie teilen sich die beiden Hauptakteure Ivo und Kôkô, die einander in mörderischer Hassliebe verbundenen Schwestern Claire (Kôkô) und Solange (Ivo), während Azazi gleichzeitig den Gefängniswärter und jene Madame spielt, die die beiden eigentlich ermorden wollen.

Das Ganze ist ein wüst globales multi-kulti Cross-over-Ritual als Phantasieprodukt aus Gewalt, Sex, Geschlechtertausch und Tod – ein schweißtreibendes Muskel-Power-Play, Körpertheater eher als Tanztheater, mit ausgesprochen exhibitionistischen Zügen – rohes Fleisch, zähnefletschend, mit wild rollenden Augen – ähnlich den Ivo-Kresnik-Produktionen à la „Othello“ und „Bacon“, hier nun leicht afrojapanisch timbriert. Durchaus willkommen als ein ausgesprochenes Kontrast-Statement zu der vom Stuttgarter Ballett kultivierten Ästhetik.

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