KK Gastspiel „Mismorigen“ im Rotebühltreff

Langweiliger Tanzmischmasch

Stuttgart, 19/09/2001

Fernando Martín lebt in Belgien und ist moderner Tänzer. Sein Bruder Julián lebt in Spanien und ist Flamencotänzer. Also, haben sie sich gedacht, machen wir gemeinsam ein Stück, in dem wir zeigen, was uns künstlerisch und menschlich trennt und verbindet. Sozusagen das komplette Brudertum in gut einer Stunde getanzt. Die beiden sind nicht übermäßig bescheiden, sondern zitieren, um ihr Konzept zu erläutern, als Beispiele gleich Kain und Abel, Castor und Pollux, sowie Romolus und Remus. Ihr Duo „Mismorigen“, mit dem sie an zwei Abenden im Treffpunkt Rotebühlplatz aufgetreten sind, würde allerdings nicht einmal der Komplexität von Max und Moritz gerecht werden.

Das Problem ist: Die Hermanos Martín sind als Tänzer nicht gerade Meister ihres Fachs, und gut choreografieren können sie auch nicht. Die Handlung ihres Stückes ist vorhersehbar. Erst tanzt jeder allein seinen Stil, dann erinnern sie sich ihrer offenbar wundervollen Kindheit, fast könnte man glauben, sie seien damals ein Liebespaar gewesen, anschließend prallen die künstlerischen Gegensätze mit Wucht aufeinander und vermengen sich schließlich zu einem Tanzmischmasch. Das wird recht schnell langweilig, weil eben ihre technischen Möglichkeiten beschränkt sind und ihre Choreografie gewissermaßen vor Gemeinplätzen strotzt. Zudem sind die beiden Spanier nicht sehr professionell, sie haben Mühe, ihre Bäuche einzuziehen, Julián kann sich sogar einige Male, mitten im höchst dramatischen Hackenknattern, nicht das Lachen verkneifen. Die traditionelle Musik wurde live von José Toral (Gitarre) und Roberto Chamorro (Gesang) dargeboten, die moderne kam vom Band und stammte von Thierry De Mey. Eindrucksvoll allerdings das wandelbare Bühnenbild aus Vlies-Hängern von Peter Maschke.

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