Jubiläumsgala

oe
Stuttgart, 10/11/2001

Zum Abschluss der 40-Jahre-Jubiläums-Festivitäten die übliche Gala. Mit den üblichen Vorbehalten: viel zu lang (viereinhalb Stunden – und hinterher noch ein Empfang), manches Entbehrliche (Marcia Haydée muss wirklich aufpassen, dass sie nicht ihren verdienten außerordentlichen Ruhm stückweise demontiert), manches Vermisste (zum Beispiel ein Versöhnungsangebot an die exilierte Stuttgarter Primaballerina in Berlin)...

Doch insgesamt muss man Reid Anderson als Cheflogistiker des Programms ein großes Kompliment machen (und seiner Seilschaft von Ballettmeisterinnen und -meistern natürlich): ein vorzüglich kontrastreiches Programm zwischen dem beeindruckenden Defilée der John Cranko Schule und dem imposanten Polonaisen-Finale („Eugen Onegin“) mit der ganzen Kompanie, allen Solisten und Gästen.

Anderson ist es wirklich gelungen, ein paar der hierorts besonders populären Choreografen zu berücksichtigen, Cranko natürlich, MacMillan, van Manen, Forsythe, Scholz... und ein paar Comeback-Gäste zu begrüßen: Ivan Cavallari, Egon Madsen, Maximiliano Guerra – Malakhov wird ja noch immer zum Ensemble gerechnet –, Julie Kent vom ABT, Lucia Lacarra aus San Francisco, Krzysztof Nowogrodzki aus Birmingham...

Dazu waren natürlich alle Stuttgarter Tops beteiligt, darunter Jin Kang, Krämer, Lendvai, Breiner, Amatriain, Tewsley, Dietrich, Lee, die beiden Vogel, Lempertz, Zaitsev, Barabkiewicz... Zu viele, um hier alle genannt zu werden, geschweige denn ihre einzelnen Programmbeiträge.

Ein paarmal erreichte die Spannung im Saal den Siedepunkt: zuerst bei Eric Gauthiers Solo „Les Bourgeois“, choreografiert von Ben van Cauwenbergh, eine hinreißende Studie in frankokanadischer Nonchalance – dann beim Schluss-Pas-de-deux aus Crankos „Der Widerspenstigen Zähmung“, mit kratzbürstiger Intensität getanzt von Lendvai und Guerra, schließlich bei den atemberaubend vertwisteten Sprüngen des Kubaners Carlos Acosta im „Diana und Aktäon“-Pas-de-deux (mit Elena Tschentschikowa) und schließlich bei Malakhovs Blitzlichtgewitter „Caught“, choreografiert von David Parsons.

Am Schluss alle total erschöpft, die Tänzer auf der Bühne und das Publikum im Zuschauerraum – aber eben auch eine hochschäumende Woge des totalen Glücksgefühls, bei den Tänzern, die sich von ihrem diesem Publikum so offensichtlich geliebt wissen, und beim Publikum, weil es eine so tolle Kompanie ihr eigen nennen darf!

Kommentare

Noch keine Beiträge