30 Jahre John Cranko-Schule

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Stuttgart, 02/12/2001

Stuttgart kommt aus der Feierei offenbar nicht mehr heraus. Diesmal war also die John Cranko-Schule dran, die aus der Ballettschule der Staatstheater hervorging und dank der Initiative Crankos im Herbst 1971 eigene Räumlichkeiten bezog – mit, erstmalig in der Bunderepublik, integriertem Internat. Die üblichen Festreden, die persönlich engagierteste von Reid Anderson (ohne Manuskript – so etwas macht er glänzend), die erinnerungsträchtigste von Fritz Höver (mit Rückblick auf die Vor-Cranko-Zeit, bis zu Robert Mayer und Anneliese Mörike, die großen Verdienste von Anne Woolliams ins rechte Licht rückend, aber auch die von Heinz Clauss und – surprise, surprise – sogar Alexander Ursuliak darf inzwischen wieder erwähnt werden). Dank und Zukunftsversprechen des ausgesprochen sympathischen heutigen Direktors Tadeusz Matacz.

Dabei erfuhr man, dass heute „über 100 Schülerinnen und Schüler im Alter von sechs bis sechzehn Jahren täglich die Ballettschule besuchen. In den vier Klassen der Akademie werden derzeit knapp 40 Studentinnen und Studenten aus 18 Nationen auf ihre künstlerische Tätigkeit vorbereitet.“ Inzwischen besteht mehr als ein Drittel der Kompaniemitglieder des Stuttgarter Balletts aus Tänzern, die aus der John Cranko-Schule hervorgegangen sind. Das ist in der Tat ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann. Und sehen lassen konnten sich dann auch die Ausschnitte aus diversen Balletten, die heutige Absolventen der Schule vorführten.

Und das Beste an der John Cranko-Ballettschule ist, dass sie eine Initialzündung startete, von der dann auch München und Hamburg profitierten. Berücksichtigen wir weiterhin, dass auch auf dem Gebiet der Ex-DDR bereits vor Cranko in Dresden, Berlin und Leipzig ebenfalls hochqualifizierte Ausbildungsstätten entstanden sind, denken wir auch an die Essener Folkwangschule, können wir eigentlich nur staunen, welch eine Aufbauleistung hier innerhalb von ein paar Jahrzehnten vollbracht worden ist – wie das ganze tänzerische Ausbildungswesen in Deutschland in diesen Jahrzehnten professionalisiert worden ist. Wer hätte das nach 1945 für möglich gehalten!

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