„La Fille mal gardée“ von Frederick Ashton. Tanz: Natascha Mair, Jakob Feyferlik und Ensemble

„La Fille mal gardée“ von Frederick Ashton. Tanz: Natascha Mair, Jakob Feyferlik und Ensemble

Das neue (Wiener) Paar: Viel mehr als nur Sympathieträger

Natascha Mair und Jakob Feyferlik debütierten an der Wiener Staatsoper in Frederick Ashtons „La Fille mal gardée“

Es ist einige Jahre her, dass ein junges, in Wien ausgebildetes Tänzerpaar so hoffnungsvoll startete.

Wien, 21/01/2016

Jung, frisch, sympathisch – das sind doch Ingredienzien, die schon ausreichen könnten, um ein Publikum zu erobern und vor dem eigenen Ensemble zu bestehen. Mitnichten. Das neue Wiener Paar, Natascha Mair (21) und Jakob Feyferlik (19), das nun an der Wiener Staatsoper als Lise und Colas in Frederick Ashtons Komödie „La Fille mal gardée“ debütierte, bringt bereits jetzt, und wie man hört ohne spezielle Bühnenprobe, wesentlich mehr mit. Beide hat man in den vergangenen Wochen in zahlreichen kleinen Rollen erlebt, zuletzt auch in George Balanchines „Valse Fantaisie“.

Mair debütierte als Clara in Nurejews „Nussknacker“ in ihrem zweiten Engagementjahr im Januar 2014: akademisch-klar, ohne jede Bühnenscheu, mit sehr fraulicher Ausstrahlung. 2016 hat sie deutlich Gewicht verloren, ist wesentlich tänzerischer geworden und wirkt nun als Lise ausdrucksmäßig etwas weniger ‚gemacht’ und ‚satt’ als zuletzt noch im erwähnten Balanchine-Werk. Denn mit einer durchaus lächelnden, aber spürbar zurechtgemachten Maske wird sich kein großes Spektrum an Rollen erobern lassen. Die Lise hat Mair trefflich eingeübt, sich den Gehalt der schauspielerischen Abschnitte angeeignet. Sie ‚tänzelt’ sozusagen mit scheinbar großer Leichtigkeit durch die Soli und Duette, lässt ihre grands jetés aufblitzen und hat sich – leger ausgedrückt – bis zum guten Ende ‚im Griff’. Sie kann es sich sogar erlauben, aus den ungestümen handlungsbezogenen Abschnitten im Widerstreit mit Witwe Simone, sehr kräftig Eno Peci, noch tanztechnische Effekte herauszuholen. Ihre Gestaltung lässt sich noch deutlicher absetzen, dramaturgisch gefinkelter darstellen und um viel Natürlichkeit anreichern, weniger Übertreibung wäre mehr.

Jakob Feyferlik ist im Wiener Herrenensemble der neue aufgehende Stern. Sein gutes Aussehen und seine körperlichen Voraussetzungen, im klassischen Ballettfeld anhaltend von Bedeutung, prädestinieren ihn für große Rollen, in die er nach und nach reinwachsen kann. Romeo? Er verfügt über eine gute, wenn auch noch nicht ausgereifte Sprung- und Drehtechnik, hat eine schöne Halbspitze, bewegt sich alert und ungezwungen, ist ein umsichtiger Partner. Sein Linienspiel ist jüngst auch in Michael Corders „Schneekönigin“ aufgefallen. Ein großes Plus sind seine gelöst wirkende Auftrittsweise, seine scheinbare Natürlichkeit und eine große Offenheit in seiner Präsentation.

Feyferlik und Mair, beide bei internationalen Wettbewerben ausgezeichnet, passen gut zueinander, harmonieren und sind mit Sicherheit gespannt, wie es spielplanmäßig mit ihnen weitergehen wird. Wohl eine Herausforderung und Freude für den Direktor Legris. In der Tat ist es einige Jahre her, dass ein junges, in Wien ausgebildetes Tänzerpaar in einem abendfüllenden Ballett so hoffnungsvoll debütierte.
 

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