Ballet Helps Japan

Benefiz-Galas in Stuttgart, Berlin und bald auch in Dresden

Berlin, 10/05/2011

In keinem anderen Land erfreut sich das Ballett solcher Wertschätzung wie in Japan. Der Tanz-Transfer ist gewaltig, und die Tänzer sehen sich in einem Maße bewundert, geschätzt, ja nachgerade verehrt, das hierzulande unvorstellbar ist. Kein Wunder, dass die katastrophale Situation ihr Herz rührt und nicht zuletzt Stars wie Sylvie Guillem oder Nina Ananiashvili in der jüngsten Ausgabe des japanischen Dance Magazine ihrer Bestürzung Ausdruck verleihen. Sie sind nicht die einzigen. Die Crème de la Crème der Ballettwelt hat es sich nicht nehmen lassen, den Betroffenen ihr Mitgefühl zu versichern. Mehr noch: Roberto Bolle, Alina Cojocaru, Lucia Lacarra, Manuel Legris, Vladimir Malakhov, John Neumeier, Natalia Osipova, Tamara Rojo, Polina Semionova oder Friedemann Vogel, um nur ein paar der prominentesten Künstler zu nennen, begnügen sich nicht mit einer Grußbotschaft. Sie lassen ihren Worten Taten folgen. Landauf, landab beteiligen sie sich an Spendenaktionen, um auf ihre Weise die Not in Nippon ein wenig zu lindern.

Auch in Deutschland. Noch im April programmierten Jongky Goei und Anette Holzwarth-Maier im Stuttgarter Theaterhaus eine „Benefizgala zugunsten der in Japan unter der Jahrhundertkatastrophe leidenden Menschen“. Im Berliner Admiralspalast präsentierten eben Oleksi Bessmertni und Vladimir Malakhov eine Internationale Charity-Gala unter dem Titel „Ballet Helps Japan”, und für den 15. Mai annoncieren Jiří und Otto Bubeníček im Dresdner Albertinum einen Abend „Ballett für Japan” unter dem Motto: „Dance for the Land of the Rising Sun”.

Erstaunlich, dass solcherlei Aktionen in der Kürze der Zeit überhaupt realisierbar sind. Da heißt es stundenlang zum Telefonhörer zu greifen, seine Verbindungen spielen lassen, auf die Schnelle Sponsoren zu finden – und im übrigen dem eigenen Improvisationstalent zu vertrauen, um solche Sponti-Veranstaltungen überhaupt auf die Beine zu stellen. Namentlich Jongky Goei entwickelte dabei eine Kombinationsgabe, die höchsten Respekt abnötigt. So zauberte er nach einer Absage in allerletzter Minute noch eine Tänzerin aus der Tasche, um auf das abschließende Statement des längst verstorbenen, aber unvergessenen Uwe Scholz nicht verzichten zu müssen: „Et Incarnatus est”.

Natürlich lassen sich derartige Veranstaltungen nie mit kritischer Elle messen. Doch das Niveau beider Gala-Abende war hoch (und das des kommenden Dresdner Events zielt nicht darunter). Highlights jedenfalls gab es zur Genüge – und jeder muss für sich selbst entscheiden, welchem er den Vorzug gibt. In Stuttgart beeindruckte mich persönlich das „Postscript”-Exzerpt mit Ema Yuasa und Joeri Dubbe vor allen anderen, weil das Choreografen-Duo Lightfoot Léon immer wieder verblüffend neue Bewegungsformen entwickeln, die sich nur schwer beschreiben lassen. Wahrhaftig gefunden zu haben scheinen sich Alina Cojocaru und Thiago Bordin im ”Sommernachtstraum” von John Neumeier. Was für eine Linienkultur! Was für einen Liebreiz! Was für ein Ausdruck! Noch im Nachhinein könnte man über die Subtilität des Gezeigten ins Schwärmen geraten. Kein Wunder, dass William Forsythe von der Rumänin sagt: „Eine geniale Tänzerin”.

Möglicherweise meint er das auch von Lucia Lacarra, die am Schluss von „Thaïs” auf den Armen von Marlon Dino in jeder Hinsicht abzuheben scheint: eine Traumtänzerin aus München, die am Ende der Berliner Charity-Gala mit dem Pas de deux von Roland Petit für einen Höhepunkt der Veranstaltung sorgte. Und davon gab es einige: das „Adagietto” mit Anna Polikarpova und Ivan Urban aus Hamburg etwa, „Herman Schmerman” von William Forsythe in der originellen Besetzung Nadja Saidakova/Noah Gelber, ”Diana und Aktäon” von Agrippina Wagananowa mit Kateryna Kukhar und den sprunggewaltigen Oleksandr Stoianov aus Kiew sowie Anton und Stepan Kopilevich mit ihren atemberaubenden Duos und... und... und. Es sind zu viele, die eigentlich genannt werden müssten. Denn selbstlos stellten sie sich alle in den Dienst der Sache, nicht zuletzt auch Vladimir Malakhov als „Sterbender Schwan” in der Männerversion von Mauro de Candia. Und täglich werden es mehr. Beispielsweise am 15. Mai im Dresdner Albertinum.

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