Tanz im Artistic Board der neuen Volksbühne
Matthias Lilienthal wird neuer Intendant der Volksbühne in Berlin
Gleich zwei Tanzproduktionen sind zum Theatertreffen in Berlin eingeladen
Es ist wahrscheinlich ein Novum in der Geschichte des Theatertreffens, das gleich zwei Tanzproktionen eingeladen sind. Die siebenköpfige Kritiker*innenjury befand nicht nur Florentina Holzingers „Sancta“ für einladungswürdig, sondern zugleich auch die Pina-Bausch Auseinandersetzung „Kontakthof – Echoes of ’78“ von Meryl Tankard. Die Auswahl von Florentina Holzinger ist dabei nur konsequent, ist es doch bereits die dritte Einladung nach „Tanz“ (2020) – das pandemiebending nicht gezeigt werden konnte – und „Ophelia got Talent“ (2022).
Tankards Kontakthofvariante ist hingegen eher eine Überraschung steht doch hier ein Klassiker des modernen Tanzes und damit ein klares Tanzwerk auf der Liste. Die Jury begründet die Aufnahme des Werks wie folgt: „Vor diesem übermächtigen Hintergrund wirkt Meryl Tankards 46 Jahre später entstandene Appropriation auf den ersten Blick wie eine Arbeit, die Pina Bausch ein Denkmal setzen will. Doch dieser Eindruck täuscht. […] Sie kombiniert Aufnahmen von historischen „Kontakthof“-Mitschnitten mit den Bewegungen der gealterten Tänzer*innen. So entsteht ein komplexer und magischer Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart, der sich allen Einordnungen konsequent entzieht.“ Tankard selbst hat 1978 in der Uraufführung von Kontakthof mitgetanzt.
Fluide Grenzen zwischen den Sparten
Offenbar werden die Grenzen zwischen Sparten immer fluider und Tanz und Theater nehmen sich immer stärker als wechselseitig durchdrungen dar, was beiden nur gut tun kann.Auch wird die Tanzkompetenz der Jury ab der nächsten Spielzeit verstärkt. Mit Falk Schreiber, unter anderem Redakteur bei der Zeitschrift tanz, wird ein namhafter Tanzkritiker Teil des Auswahlgremiums.
Ansonsten setzt die Jury an vielen Stellen auf Bewährtes: das Hamburger Schauspielhaus darf zwei Inszenierungen von Anita Vulesica („ Die Maschine oder: Über allen Gipfeln ist Ruh“) und Katie Mitchell („Bernarda Albas Haus“) beisteuern und ist damit das einzige Haus mit zwei Produktionen. Dass das letzte Stück von René Pollesch „ ja nichts ist ok“ mit Yves Hinrich dabei sein wird, war auch klar Ersan Mondtags „Double Setpent“ aus Mannheim ist da schon überraschender. Das Berliner Maxim Gorki Theater darf Hakan Savaş Micans Migrationsreflexion „Unser Deutschlandmärchen“ zeigen.
Erstmalig dabei ist das Theater Magdeburg mit Kim de l’Horizons mehrfach ausgezeichneten Roman „Blutbuch“, das von Jan Friedrich inszeniert wurde und sich damit gegen andere Inszenierungen des Stoffes durchgesetzt hat. Auch Luise Voigts Abend „Die Gewehre der Frau Carrar / Würgendes Blei“ vom Residenztheater München setzt neben dem Brechtschen Agitprop aus dem spanischen Bürgerkrieg auf einen zeitgenössischen Text von SC Deigner. Formal die größte Überraschung ist aber die virtuelle Installation „[EOL]. End of Life“ aus dem brut Wien von Victoria Halper & Kai Krösche vom Kollektiv DARUM.
Das Theatertreffen der Berliner Festspiele findet in seiner 62. Ausgabe vom 2. bis 18. Mai 2025 im Haus der Berliner Festspiele und an weiteren Spielorten Berlins statt.
Die zehn ausgewählten Inszenierungen zum Theatertreffen 2025
Bernarda Albas Haus
von Alice Birch nach Federico García Lorca
Regie: Katie Mitchell
Deutsches SchauSpielHaus Hamburg
Blutbuch
Roman von Kim de l’Horizon
In einer Fassung von Jan Friedrich
Regie und Kostüm: Jan Friedrich
Theater Magdeburg
Die Gewehre der Frau Carrar / Würgendes Blei
von Bertolt Brecht / eine Fortschreibung von Björn SC Deigner (Auftragswerk)
Regie: Luise Voigt
Residenztheater (Bayerisches Staatsschauspiel), München
Die Maschine oder: Über allen Gipfeln ist Ruh
von Georges Perec und Johann Wolfgang von Goethe
Regie: Anita Vulesica
Deutsches SchauSpielHaus Hamburg
Double Serpent
von Sam Max
Regie: Ersan Mondtag
Hessisches Staatstheater Wiesbaden
[EOL]. End of Life
Eine virtuelle Ruinenlandschaft
Performative Installation in Virtual Reality von DARUM
Regie und Story: Victoria Halper & Kai Krösche (DARUM)
Eine Koproduktion von DARUM und brut Wien
ja nichts ist ok
von Pollesch/Hinrichs
Text: René Pollesch
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin
Kontakthof – Echoes of ’78
Eine neue Begegnung mit „Kontakthof“: Ein Stück von Pina Bausch (1978)
Konzeption und Inszenierung: Meryl Tankard
Eine Produktion von Sadler’s Wells, Pina Bausch Foundation und Tanztheater Wuppertal Pina Bausch.
SANCTA
Opernperformance von Florentina Holzinger mit Paul Hindemiths Oper „Sancta Susanna“, geistlichen Werken und Neukompositionen von Johanna Doderer, Born in Flamez, Stefan Schneider u. a.
Regie, Choreografie und Performance: Florentina Holzinger
Eine Produktion von Florentina Holzinger/Spirit, neon lobster, dem Mecklenburgischen Staatstheater und der Staatsoper Stuttgart in Koproduktion mit den Wiener Festwochen | Freie Republik Wien und der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin (in Kooperation mit der Komischen Oper Berlin), Opera Ballet Vlaanderen, Julidans und Theater Rotterdam.
Unser Deutschlandmärchen
nach dem Roman von Dinçer Güçyeter
in einer Bearbeitung von Hakan Savaş Mican
Regie: Hakan Savaş Mican
Maxim Gorki Theater, Berlin
(TI)
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