„still.dependent“ von Sandra Hanschitz und Joël Beierer mit Heidrun Neumayer

Zwischen Subjekt und Objekt

„still.dependent“ vom Künstlerinnen-Duo Sandra Hanschitz und Joël Beierer mit Heidrun Neumayer

Ein Performancetrio aus zwei Artistinnen und einer Tänzerin nähert sich mit einem Cyrrad dem zeitgenössischen Zirkus aus tänzerischer Perspektive.

Salzburg, 25/11/2025

Von Ronja N. Althier

Ein Cyrrad hängt schwer und unbewegt von der Decke, während ein zweites, wie eine Spirale am Boden liegt. Licht wechselt gemeinsam mit der Musik zwischen Dunkelheit und Licht. Aus dem Schatten heraus bewegt eine verborgene Hand die Spirale und sobald es wieder hell wird, scheint sich diese wie von allein zu bewegen. Wie eine unendliche Welle wippt sie hin und her, hin und her, bis die Performerinnen nacheinander an das Objekt herantreten. „Sieht fast lebendig aus, findest du nicht?“ Spricht eine Stimme aus dem Off, während sich die Drei mit dem Objekt bewegen: Sie ducken sich hindurch, krabbeln hinein und weichen ihm aus. Die Spirale gibt die Bewegung vor, sie folgen.

Die drei Performerinnen, von denen nur zwei Erfahrung mit dem Cyrrad mitbringen, zeigen ein  Stück, welches die Möglichkeiten, Widerstände und Eigenwilligkeiten dieses Objekts erforscht. Selbst „das Objekt“ wird erforscht und in Frage gestellt: Was ist dieses Objekt? Partner oder Gegenstand?

Immer wieder wird die Frage gestellt, wer eigentlich wen bewegt. Einerseits stoßen die Performerinnen das Rad an, halten es auf und leiten es in bestimmte Richtungen, andererseits lässt das Rad die drei schweben, fängt sie auf und jagt sie durch den Raum. Immer wieder wirkt es, als würden sich das Rad und die Performerinnen unterhalten, manchmal sogar streiten. Diese Wechselwirkung und Co-Dependenz ziehen sich wie ein roter Faden durch die Performance und werden zu einem Dialog zwischen Objekt und Subjekt, während die Grenzen zwischen den beiden Polen verschwimmen.

Das Ende des Stücks wirkt wie eine Versöhnung: Alle vier, Linda Pilar Brodhag, Lorena Madurga, Lotte Sterringa und das Cyrrad tanzen durch den Raum. Sie balancieren, lehnen, rollen und sinken mit dem Rad. Gleichzeitig reflektieren die Stimmen der Performerinnen, begleitet von Musik, die Arbeit mit dem Rad. Sie sprechen von Balance, Vertrauen, Kontrolle und Kontrollverlust, von Geben und Nehmen.

Eine Stunde kann das Publikum die Darstellerinnen und das Cyrrad auf ihrer Reise begleiten, beobachten, die dingliche Welt und sich selbst hinterfragen. Zurückgelassen wird man mit dem Gedanken: Alle werden gebraucht. Alle sind voneinander abhängig. Man muss es nur zulassen.

 

Dieser Text entstand im Rahmen einer Kooperation von tanznetz mit Studierenden der Paris Lodron Universität in Salzburg unter der Leitung von Dr. Miriam Althammer und der Choreographic Platform Austria.

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