Der Choreograf Johann Kresnik
Der Choreograf Johann Kresnik

Johann Kresnik ist tot

Das deutsche Tanztheater hat einen seiner Pioniere verloren

Am Samstag, den 27. Juli 2019, ist der österreichische Tänzer, Choreograf und Theaterregisseur an Herzversagen verstorben. Johann Kresnik wurde 79 Jahre alt.

Klagenfurt, 28/07/2019

Noch am 11. Juli war Johan Kresnik im Anschluss an die Eröffnung des ImPulsTanz – Vienna International Dance Festival mit „Macbeth“ im Volkstheater das „Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien“ verliehen worden. 16 Tage, nachdem er noch in der Öffentlichkeit zu sehen war, verstarb er an Herzversagen.

Johann Kresnik zählte zu den Pionieren des deutschen Tanztheaters. Geboren 1939 in Kärnten, begann er seine künstlerische Ausbildung an den Vereinigten Bühnen in Graz, bevor er 1960 an das Theater Bremen ging und von 1964 bis 1968 als Solotänzer an den Bühnen der Stadt Köln engagiert war.

Vor allem als Choreograf und Regisseur prägte er das deutsche Tanz- und Theatergeschehen der Nachkriegszeit und war neben Pina Bausch und Gerhard Bohner einer der Pioniere des Tanztheaters. Nach ersten choreografischen Versuchen 1967 - „O sela pei“, wie sich Heide-Marie Härtel in unserem Spielzeitheft Nr. 4 erinnert - debütierte er 1968 mit dem das Attentat auf Rudi Dutschke thematisierenden „Paradies?“ zusammen mit Jochen Ulrich in Köln. Im selben Jahr trat er die Stelle als Ballettdirektor am Theater Bremen unter der Intendanz von Kurt Hübner an und sorgte mit seinem 'choreografischen Theater' für Aufsehen. Konsequent verband Kresnik Elemente des Tanzes mit dem Schauspiel und kämpfte für eine Politisierung des Tanztheaters. Dort entstanden unter anderem „Kriegsanleitung für jedermann“, „Schwanensee AG“ und „Traktate“. In den 80er Jahren wechselte er an das Theater Heidelberg, wo auch seine internationale Karriere begann. 1994/95 wurde er zusammen mit seinem Ensemble an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin engagiert. Von 2003 bis 2008 übernahm er die Leitung des „Choreografischen Theaters“ der Stadt Bonn. Zahlreiche sozialpolitische Stücke entstanden in den vergangenen Jahrzehnten, die sich oftmals mit problematischen Biografien und Themenkomplexen um Opfer, Täter und Schuld beschäftigen - etwa „Familiendialog“ (1980), „Ulrike Meinhof“ (1990), Leni Riefenstahl (1996), Hannelore Kohl (2004) oder „Sammlung Prinzhorn“ (2012).
 

Kommentare

Noch keine Beiträge

Ähnliche Artikel

basierend auf den Schlüsselwörtern