„Der Concierge“ von Felix Landerer

„Der Concierge“ von Felix Landerer

Martyrium einer gemarterten Seele

Felix Landerer choreografiert „Der Concierge“ in Münster

Es ist eine Crux des Tanztheaters, dass Tänzer nicht unbedingt auch begnadete Schauspieler sind. Wenn die Kraft der Choreografie derartige Defizite nicht aufzufangen vermag, kann der Eindruck von Laientheater entstehen.

Münster, 28/05/2014

Eigentlich gilt der Concierge als die Seele des Hauses und als „Mädchen für alles“ an einem Ort, wo die schillernde Lebensvielfalt rund um die Uhr gebündelt wird. Denn irgendwie ist er auch Herr und Meister über die Menschen, die in einem Mietshaus leben oder in ein Hotel einkehren. Dass an diesem Ort auch Sorgen, Träume und Wünsche des Concierge Platz greifen können und in eine Ordnung gebracht werden sollen - davon will Felix Landerer als Gast beim Tanztheater Münster in seinem neuen Stück erzählen.

Die an sich faszinierende Idee presst der Hannoveraner in eine surreale Struktur, die sich dem Zuschauer allerdings je länger, je mehr als Tohuwabohu darstellt. Die Frage bleibt: geht es hier um das Chaos im Seelenleben des Concierge oder der Gäste?

Es ist eine Crux des Tanztheaters, dass Tänzer nicht unbedingt auch begnadete Schauspieler sind. Wenn die Kraft der Choreografie derartige Defizite nicht aufzufangen vermag, kann der Eindruck von Laientheater entstehen. So erlebten wir es diesmal. Tommaso Balbo ist ein Beau und überaus eleganter Tänzer. Das Martyrium einer gemarterten Seele aber vermittelt der Italiener in der Titelrolle nicht. Überhaupt wird vieles - auch von den Pagen, Gästen und „der Fremden“ - zu dick aufgetragen, artet zur Klamotte aus. Szenen in der putzigen Portiersloge gleiten zum Kasperletheater ab.

Dabei spricht Landerer durchaus eine originelle Bewegungssprache zwischen malerischer großer Gestik und marionettenhaftem Rucken und Zucken, oft zeitlupen-langsam oder sogar zum Tableau erstarrend. Auch leisten Ausstatter Till Kuhnert und Komponist Christof Littmann dem Choreografen kompetente Schützenhilfe. Raffiniert entwickelt sich das Bühnenbild: aus einem düsteren Betonklotz schält sich die Lobby einer verkommenen, altmodischen Pension, um sich schließlich wie eine Fata Morgana wieder aufzulösen. Littmanns Komposition beginnt mit ohrenbetäubendem Lärm (Rushhour in einer Metropole?) und geht später in eine elektronische Klangcollage mit verzerrten Schlagerschnipseln von anno dazumal über. In diesem bizarren, kafkaesken Ambiente gewinnt Landerers Portier-Porträt keine kongenialen Konturen.
 

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