„Traumberuf Tänzer“

Wibke Hartewigs Ratgeber hilft auf dem Weg in die Tanzausbildung

Wie war’s bei dir, wie hast du’s geschafft? Die promovierte Tanzwissenschaftlerin Wibke Hartewig beschreibt den Weg zum Berufstänzer so praxisnah wie nur möglich.

Henschel Verlag, 08/03/2013

Wie war’s bei dir, wie hast du’s geschafft? Die promovierte Tanzwissenschaftlerin Wibke Hartewig beschreibt den Weg zum Berufstänzer so praxisnah wie nur möglich. Gleich im ersten großen Kapitel berichten Tanzstudenten und Tanzbegeisterte, wie sie den großen Entschluss gefasst haben, eine der härtesten Berufslaufbahnen einzuschlagen – oder warum nicht. Ein zu hohes Alter und ungenügende klassische Technik sind die häufigsten Gründe, warum es bei manchen nicht klappt. Der Leser von „Traumberuf Tänzer“ wird nahtlos bei den eigenen Zweifeln abgeholt, denn in der Situation, für oder gegen den Tanz zu entscheiden, stecken vermutlich die meisten gerade selbst.

Steht die Entscheidung einmal, hilft Hartewigs Ratgeber, sich über manches klar zu werden. Was genau will gelernt werden, welche Schule ist für die persönlichen Ziele ideal – hierfür liefert Hartewig mehrseitige Entscheidungshilfen. Bevor man sich blind an der John-Cranko- oder Palucca- oder SEAD-Schule bewirbt, gilt es zu bedenken, mit welchen Choreografen einen das Institut in Kontakt bringt, wo seine früheren Absolventen heute tanzen, welche Personen die Schule prägen oder welche Schulabschlüsse oder Studiengänge nebenbei angeboten werden. Wer nur das Training im Kopf hat, macht sich darüber eher weniger Gedanken, hier wird er damit zum eigenen Wohl konfrontiert.

Mit vielen Fakten und Wortlautinterviews geht es weiter zur Aufnahmeprüfung, ins Studium und zuletzt ins Berufsleben. Der Umstand, dass die deutsche Tanzausbildung international einen erbärmlichen Ruf genießt, wird immerhin kurz angeschnitten. In den Abschlussklassen der klassischen Akademien befinden sich kaum selbst groß gezogene, deutsche Schüler, das ist seit Jahren ein offenes Geheimnis und wird von Ballettmüttern heftig beklagt. Dazu lässt Hartewig den Tanzpädagogen Ingo Diehl sagen: „Das hängt auch mit der Praxis der Schulen zusammen, sich die Spitze ihrer Studenten auf den Ballettwettbewerben einzukaufen. Diese Leute sind vielleicht nur im letzten Ausbildungsjahr, gelten aber als deren Absolventen (...). Und darüber profilieren sich die Schulen unter anderem. Man könnte die Ressourcen auch vermehrt in die eigenen Schüler in der Vorausbildung investieren und sie über einen langen Weg zu dieser Spitze hinführen, aber oft kommt als Begründung: Unsere Schüler haben kein Talent (...).“ Sprich: Die oft internationalen Dozenten und Professoren an den Ausbildungsstätten halten deutsche Tanzschüler leider sehr oft für unbegabt. Auch das muss bedenken, wer einmal internationale Bühnen stürmen will.

Freilich gibt es außer dem Bühnentanz auch noch das – teils ja recht einträgliche – Feld des Tanzes für Film und Fernsehen. Es kommt in Hartewigs Ratgeber nicht zur Sprache. Einerseits schade, da es für manchen eine Alternative sein könnte, andererseits verständlich, denn Showtanz ist ein weites Feld für sich, in dem ein spezielles Knowhow zählt, das nicht an der theaterwissenschaftlichen Fakultät gelehrt wird.

Wer Tänzer werden will, sollte „Traumberuf Tänzer“ auf jeden Fall lesen. Das Buch ist eine gute Hilfestellung, um sich über wichtige Fragen klar zu werden. Und zu guter Letzt hilft eine Adress- und Internet-Adressliste dabei, den richtigen Anlaufpunkt zu finden.

„Traumberuf Tänzer“, Henschel Verlag, 18,90 Euro

 

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