Wenn Nebelgeister mit Waschfrauen tanzen

Das Schultanzprojekt „Elementanz“ brachte in Bremerhaven Jung und Alt auf die Bühne

Bremerhaven, 16/03/2010

Gastbeitrag von Dagmar Wolf

Am 9. und 10. März 2010 waren im Stadttheater Bremerhaven die Elemente entfesselt. Erde, Wasser, Feuer und Luft standen im Mittelpunkt einer beindruckenden Choreografie, bei der über 300 Tänzerinnen und Tänzer im Alter von 6 bis 94 Jahren auf der Bühne standen, begleitet vom Orchester des Stadttheaters Bremerhaven. Entwickelt hatten sie das Stück „Elementanz“ zuvor in vierwöchiger Arbeit mit den Choreografen Pepita Carstens (Hamburg), Isabelle Molina (Berlin), Heidi Schnirch (München) und Andreas Simon (Krefeld). Die beiden Aufführungen waren der Höhepunkt und Abschluss eines vierwöchigen generationsübergreifenden Schultanzprojektes, das die Tänzerin, Choreografin und Tanzpädagogin Claudia Hanfgarn initiiert und geleitet hatte.

75 spannende und ausdrucksstarke Minuten präsentierten die kleinen wie großen Tänzer vor jeweils ausverkauftem Haus. Einige Momente der 75-minütigen Choreografie waren dabei ganz besonders eindrücklich: Etwa die Nebelszene, in der vier Jungen, in ihrer Freizeit begeisterte Fußballer, mit zarten und zeitlupenartigen Bewegungen über die Bühne zu schweben scheinen. Oder der Beginn des Feuertanzes, bei dem ein Mädchen und ein Junge als flirrende Flammen ein rhythmisches Duo tanzen („Lukas hat sich die Musik extra ausgeliehen und zu Hause geübt“, erzählt später seine Klassenlehrerin). Oder die „Waschfolge“, eine ursprünglich für und mit den Senioren entwickelte Bewegungssequenz, in der sich die Kinder unter die Erwachsenen mischen, ihnen die Bewegungen abgucken und sie nachmachen. Nicht nur die Zuschauer und Lehrer waren von den Tänzern, ihrer Leistung und Ausdruckskraft begeistert. Selbst die Techniker des Stadttheaters und die Orchestermusiker lobten die ungewöhnliche Kompanie: So viel Leben und gleichzeitig so viel Disziplin sei noch nie auf ihrer Bühne gewesen. Da könne sich mancher Profi ein Stück abschneiden.

Dabei waren anfangs viele skeptisch, denen Claudia Hanfgarn das Projekt Elementanz vorstellte. Wie das wohl gelingen sollte: einen Monat lang den gesamten Unterricht einer Grundschule, der Marktschule in Bremerhaven, unter das Thema Elemente zu stellen; sämtliche Kinder dieser Schule, die im sozialen Brennpunkt liegt, zum Tanzen zu bringen; neben den Kindern auch Senioren in das Projekt zu integrieren; und schließlich alle in einem abendfüllenden Tanztheaterstück, begleitet von professionellen Musikern, auf der Bühne zu vereinen. Es ist gelungen – und lädt zudem zur Nachahmung ein. Bewusst wurden für das Projekt vier Choreografen aus vier verschiedenen Bundesländern eingeladen. Sie können ihre Erfahrungen nun in die jeweiligen Schultanznetzwerke hineintragen. Außerdem hat die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung das Projekt begleitet und wird demnächst eine dokumentierende Handreichung dazu herausgeben.

 

 

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