Pariser Nachwuchs unter der Lupe

Der jährliche Wettbewerb des Corps de Ballet der Pariser Oper

Paris, 07/01/2009

Das Ballett der Pariser Oper hat zwei neue „Sujets“ und sieben neue „Coryphées“ – wie jedes Jahr präsentierten sich die Tänzer des Corps de Ballet von Frankreichs größter Kompanie zum jährlichen „Concours“. In diesem Wettbewerb zeigen sich die Kandidaten in jeweils einer Pflicht- und einer freien Variation vor einer zehnköpfigen Jury, um innerhalb der fünfstufigen Hierarchie der Kompanie aufzusteigen (der Titel des Danseur/ Danseuse Etoile wird lediglich durch Ernennung von der Direktion der Oper nach einer außergewöhnlichen Vorstellung verliehen). Der Concours fiel dieses Jahr kürzer aus als sonst, da keine Plätze für Premières Danseuses und Premiers Danseurs (Solisten) zu besetzen waren, und auch in den sich präsentierenden Klassen gab es zahlreiche krankheitsbedingte Ausfälle. Vielleicht wählte die Direktion deswegen für die weiblichen „Quadrilles“ eine besonders lange Variation aus, die der „Cigarette“ aus Serge Lifars Ballett „Suite en Blanc“, die man achtzehnmal hintereinander bewundern durfte. Die Plätze als Coryphée gingen an Pauline Verdusen, Amandine Albisson und Héloïse Bourdon, der vierte Platz (ohne Beförderung) an Marine Ganio. Verdusen zeigte eine sehr korrekte freie Variation aus „Paquita“ und Albisson sorgte für Abwechslung durch ein gelungenes Solo aus Maurice Béjarts „Bhakti III“.

Der einzige Platz als „Sujet“ ging an Charline Giezendanner, die sowohl die Pflichtvariation ihrer Klasse (die Visions-Variation der Aurora aus „Dornröschen“) als auch ihre freie Variation aus „Romeo und Julia“ überzeugend darbot. Unter den anderen Kandidatinnen tat sich vor allem die hochbegabte Eleonore Guerineau hervor, die in ihrer freien Variation als Gamzatti allerdings – und nicht als einzige – von der wenig kompetenten Begleitung am Klavier behindert wurde. Die männlichen Quadrilles hatten schwer zu kämpfen mit der ersten Variation aus dem Bauern-Pas de Deux in „Giselle“ und trotz einiger vielversprechender Elemente hatte diese Klasse am wenigsten Profil – zu ähnlich und glatt waren die Kandidaten.

Der erste Platz ging verdientermaßen an Florimond Lorieux, der Pflichtvariation und seine freie Variation aus „La Sylphide“ fehlerfrei absolvierte. Ihm folgten Marc Moreau, Yannick Bittencourt sowie Yvon Demol. Die Klasse der männlichen Coryphées (Pflichtvariation: Jean de Brienne, „Raymonda“, III. Akt) war interessanter: hier sorgte vor allem Sébastien Bertaud mit einem exzellenten, eher existentiell erschöpften als humorvollen „Fernseher“-Solo aus Mats Eks „Apartment“ für Vorstellungsatmosphäre. Auch Fabien Révillion und Alister Madin zeigten sich als vielversprechende Mitglieder der Kompanie. Der einzige Posten als Sujet ging an Alexis Renaud mit einer Variation aus Maurice Béjarts „Sept Danses Grecques“.

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