Tanz den Babelfisch

Monica Antezana erklärt in ihrem Stück „Babel Fish Moves - Universal Movement Translations“, wie Körpersprache funktioniert – oder eben nicht funktioniert

Bremen, 29/05/2009

von Anette Harasimowitsch

Die in Hamburg lebende Bolivianerin tanzt sich in dem von ihr choreografierten Stück durch die Tücken des sprachenüberbrückenden Bewegens. Tanz, das ist doch die universelle Sprache. Oder doch nicht? Freunden des Douglas-Adams-Romans „Per Anhalter durch die Galaxis“ dürfte dieser kleine Babelfisch bekannt sein, der, ins Ohr eingeführt, seinen Träger jede Sprache verstehen lässt. Auch das ist babelfish: ein Programm zur schnellen, oft aber unverständlichen Übersetzung von Texten im Netz. Reicht es aus, eine Sprache zu verstehen? Lässt es auch alles andere verstehen? „Man merkt den Unterschied zwischen einer Körpersprache, die ‚native’ ist und einer mit Akzent. Eine Körpersprache mit Akzent sieht ‚alien’ aus, eine, die ‚native’ ist, sieht bekannt aus.“ Monica Antezana spricht diese Worte mit leichtem Akzent und wie zum Beweis beginnt sie zu tanzen, zu lateinamerikanischer Musik, die doch die Musik ihrer Heimat sein müsste – sie scheint sich unwohl zu fühlen, nicht heimisch, hadert. Er ist wohl doch nicht ganz so universell, der Tanz. Monica Antezana zeigt die Lust am Tanz, und das wiederum ist universell: Als Gott Shiva im Lotussitz auf den Boxen, schwingt sie ihre Arme wie eine Tempeltänzerin zu elegischen Männergesängen, im Hintergrund eine Projektion der psychedelischen Art.

Die Augen geschlossen, gibt sie sich ganz der Bewegung hin. Dann verändert sich etwas; die Musik bekommt Groove, geht in „ABC“ von The Jackson Five über. Die Bewegung bleibt, doch in ihr Gesicht schleicht sich ein Lächeln, sie reißt sich wieder zusammen, wird ernst, versucht sich zu maßregeln. Vergeblich: Dieses Lächeln lässt sich nicht vertreiben, die Bewegungen passen sich der Discomusik an.

Charismatisch und freudig ertanzt sich Monica Antezana den Sinn der anfangs projizierten Botschaft: „The more we know about the body language of others, the more human they seem.” Sie wirkt sehr menschlich. Wen oder was sie auch zitiert – die tanzenden Popcorn-Proteine, den Michael Jackson als „cock of rock”, eine Hand im Schritt, oder Gott Shiva: Monica Antezana blitzt immer durch, zeigt tanzend ihre Vorlieben, mit Verve das Verhältnis von DNA und Proteinen, tanzt liegend zu Jackson/McCartneys „Say, say, say“ und hüftbetont zu Shakira's „Hips don’t lie“. Fast schon mutig ist das, wo doch im zeitgenössischen Tanz so gerne Vogelgezwitscher und elektronische Klänge zugeschaltet werden. So meint man die Solistin schließlich zu kennen; und viele im Publikum zeigen am Schluss ihre Sympathie.

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