Kindheit und Jugend im Tanz vereint

Die Junge Company der Initiative Tanz und Schule gab ihr Debut in München

München, 24/06/2009

Tanz und Schule macht Karriere: Das Bildungsprogramm für Kinder und Teenager, initiiert von Simone Schulte und ihrem Kulturbüro, hat jetzt eine eigene Junge Company. Letzten Herbst wurde eigens eine Audition unter 13- bis 18-jährigen Schülern veranstaltet, um die perfekte Zusammensetzung zu finden. Die fünf jungen Damen und der junge Mann, die sich dabei nach vorne tanzten, zeigten nun beim Schulkonzert im Carl-Orff-Saal, was sie zu bieten haben. Dank der tiefen Überzeugung der jungen Leute und dank der tänzerischen Verstärkung der Klasse 3c der Grundschule Lochham sah man eine gelungene Vorstellung.

Dabei versprachen die Vorlagen für den Bühneneinstand von Tanz und Schule nicht gerade eine leichte Inszenierung. Bela Bartoks Tanz-Suite, die man sich zur Umsetzung ausgesucht hatte, ist an sich schon nicht einfach zu interpretieren. Obendrein sträubte sich der zuständige Musikverlag anfangs, die Aufführungsrechte für eine Jugendvorstellung zu erteilen. Auch die Bühnensituation mit einem nur schmalen, betanzbaren Streifen war prekär. Ließ sich Choreografin Annerose Schmidt womöglich deshalb von der avantgardistischen Antike der Ballets Russes inspirieren? Wie in Nijinskys „Nachmittag eines Fauns“ gab es einige Reihenansichten und seitliche Parcours, teils sogar mit den typisch gewinkelten Armen. Manche Gruppenszenen wiederum ließen an das Opfer des „Sacre du Printemps“ denken. Die sechs Tänzer in ihren gerafften und gewickelten Kostümen gaben sich mit ganzem Ernst ihren natürlichen, fließenden Bewegungen voller Ports-de-bras und Cambrés hin und erweckten so Erinnerungen an klassische Bildmomente wie Botticellis Primavera oder Delacroix’ Freiheit auf den Barrikaden.

Was nicht nur imposant wirkte, sondern auch ein geschickter Effekt war – angesichts so starker Bilder fiel kaum auf, dass die Beinarbeit der Jungen Company erst noch geboren werden muss und man fast ganz ohne Sprünge und Arabesken auskam. Die Schüler der Lochhamer 3c, angeleitet von Andrea Marton, sahen in dieser Hinsicht bedeutend besser aus. Mit ihren leichten Kinderkörpern schwärmten sie mühelos um die Großen herum, vollführten Kungfu-Sprüge, schlugen Rad. Einmal zeigten sie eine Art Kampf-Stilleben, das im Fieber der Dynamik wieder zerfloss und sich in die Handlung der Älteren verstrickte. Kindheit und Reife tanzten hier dicht nebeneinander und miteinander, ein seltener Anblick. Doch wozu eine Junge Company? Ganz einfach: für ein junges Publikum. Die Schüler, die den Auftritt im Carl-Orff-Saal verfolgten, waren sichtlich angetan, zu klassischer Musik zeitgenössischen Tanz präsentiert zu bekommen. Sie applaudierten der nie gesehenen, neuen Kunst aus vollem Herzen.

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