Die Kleinen waren besser…

Démonstration de l'Ecole de danse de l'opéra de Paris - Die Vorführung der Ballettschule der Pariser Oper

Paris, 19/12/2009

Ich wollte schon seit Jahren einmal eine Aufführung der Ballettschule der Opéra de Paris sehen. Marian Sarstädt ist, als Claude Bessy noch Leiterin des Royal Conservatoire in Den-Haag war, jedes Jahr mit den Lehrern dorthin gefahren und hat mir dann immer davon vorgeschwärmt! Deshalb habe ich viel erwartet, als ich endlich vor drei Monaten telefonisch die Tickets ergattern konnte! Und zwar nur die „Strapontins“, das sind die Klappstühle am Ende einer Reihe! Ich bin dann mit Anne Marie Benati nach Paris gefahren, die Professorin für klassischen Tanz an der Folkwang Hochschule ist.

Und so war es dann: Morgens um 10 Uhr sind die Kleinen auf der große Bühne der Opera de Paris. Erst neun Jungen unter zwölf Jahren mit ihrem Lehrer Bertrand Barema. Sie sind schon sehr stabil, haben eine gute Sprungkraft und eine unglaubliche Präzision für so junge Kinder. Der Lehrer, trotz seines Stocks in der Hand, ist lieb und vorsorglich.

Es folgen 14 Mädchen alle unter zwölf Jahren mit ihrer Lehrerin Veronique Doisneau: schon sehr tänzerisch, wunderschöne Port de bras, und sehr genaue Arbeit der Füße und Unterschenkel. Die Lehrerin sehr charmant.

Die nächsten sind die Jungen aus der fünften Division unter 13 Jahren. Sie sind zehn, wobei drei Stagiaires sind, also zahlende Gäste für ein Jahr. Der Lehrer ist Marc du Bouays. Hier wurde es schon virtuos in den Pirouettes und Tour en l’air, es gab viele Richtungswechsel. Die fünfte Division der Mädchen: die Lehrerin der zehn Schülerinnen heißt Marie José Redont. Hier kann man immer wieder schöne Unterschenkel-Arbeit beobachten und viel schnelles Plié-Strecken, zuerst an der Stange und dann in der Mitte. In der vierten Division Jungen sind es 13, wobei sieben Stagiaires sind, das Alter geht bis 14 Jahre. Ihr Lehrer ist Wilfried Romoli: große Sprünge, viele Cabrioles in alle Richtungen und viel Spaß am Wetteifern in den Drehungen! Die vierten Division Mädchen präsentiert Spitzenarbeit. Neun Mädchen, die Lehrerin Fanny Gaïda. Mit den wunderschönen Füßen, die hier alle Mädchen haben, ist es einen Genuss, diese Arbeit auf Spitze zu beobachten! Vor allem wieder die Arbeit des Unterschenkels und das Abrollen! Elegant!

Da kam eine kleine Pause und danach die so genannten Begleitfächer: Modern – davon spreche ich lieber nicht! Folklore und Charaktertanz: schnell vergessen! Pantomime: na ja! Zum Abschluss: „expression musicale“ (musikalischer Ausdruck), der Lehrer ist Scott Alan Prouty. Ja, davon kann ich erzählen: die Schüler aus der zweiten, dritten und vierten Division kreieren Rhythmen, ja sogar eine Rhythmus-Maschine, und sie singen!

Um 12.30 Uhr war die Vormittagsvorführung zu Ende. Wir gehen zum Lunch ins Café de la Paix neben der Opéra, sündhaft teuer aber was soll’s! Um 14.30 Uhr geht es weiter mit den großen Klassen. Ich habe das Gefühl, dass noch mehr Leute da sind! Sie stehen vor der Tür und suchen mit einem Schild in der Hand Karten zu kaufen. Die drei letzten Ausbildungs-Jahre von 16 bis 18 Jahren sind natürlich technisch sehr weit, aber beeindruckt war ich nur von den Mädchen aus dem vorletzten Jahr, und zwar von der Lehrerin Francesca Zumbo: große Klasse, ihre Schülerinnen sind so feminin und stark und haben einen echten guten Geschmack! Kein Chichi! Bin begeistert!

Fazit: Die Kleinen waren besser als die Großen und... Ich hatte mehr erwartet! Schön war es trotzdem.
 

Kommentare

Noch keine Beiträge