Pas de deux des klassischen Repertoires sowie zeitgenössische Glanzstücke

Ballettgala in Augsburg

Augsburg, 07/06/2008

Eigentlich wünschen sich die Augsburger mehr Spitzentanz. Das meldete Augsburgs neuer Ballettchef Robert Conn im März, und beklagte die damit verbundenen Kosten. Die Ballettgala im Stadttheater wäre also eine gute Gelegenheit gewesen, wenigstens kurz tänzerische Romantik in die Stadt zu bringen. Stattdessen entschied man sich aber für ein überwiegend modernes Programm. Zu Recht. Denn auf Augsburgs mittelgroßer Bühne funktioniert Understatement besser als Pomp und Rüschen, wie an diesem Abend zu sehen war.

Crankos Pas-de-deux aus „Romeo und Julia“ verfehlt mit seiner ureigenen Kraft freilich kaum seine Wirkung. Roberta Fernandes und Jason Reilly hatten es daher auch ohne Balkon nicht schwer, würdig zu wirken. Gedehnte Cambrés und Arabesken von der Erde bis zum Himmel, dazu die lächelnden Gesichter des hübschen Paares begeisterten zuverlässig. Der Pas de Deux aus „Le Corsaire“ lief nicht so glimpflich ab. Ursprünglich ein Pas de Trois, war die Szene zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Jason Reilly als Ali pickte sich die hohen Jetés en tournant als Rosinen heraus, Janet Sartore De Luca dagegen zeigte bis auf die Fouettés so gut wie keine der Herausforderungen Medoras in dieser Szene. Wieso nicht lieber gleich einen weniger berühmten, gehaltvolleren Pas de Deux zeigen?

Dagegen brillierte die Postmoderne, allen voran Stéphen Delattres Kreation „Behind this Shadow“ für Bridget Breiner. Der Jung-Choreograf, Mitglied des Augsburg Balletts, setzte die Ballerina im roten Kostüm vor schwarzen Samt und hetzte ihr unsichtbare Wesen auf den Hals. Breiner bog sich wie beim Bankraub-Parcours durch Laserbarrieren, schien sich dabei selbst in Schatten aufzufächern. Ein rätselhaftes, faszinierendes Spiel, das schon bald mit einem Rosenblattregen endete. Die Kompanie Gauthier Dance zeigte mit „Susto“ ebenfalls Beachtliches. Vier Tänzer absolvieren darin zu Beethovens Fünfter Sinfonie einen dadaistischen Tanz unter einer Sanddusche – ein Stück des Nederlands Dans Theater, das einen Hauch von weiter Welt mit sich brachte. Und auch die heimische Kompanie glänzte: Bei Szenen aus Emily Molnars „Swivel Fields“ genoss das Publikum ein flottes, sauberes Zusammenspiel von Soli, Duetten und Trios.

Das Finale „A day in the life“ dagegen bot Beatles-Songs und Musicalformationen zum Mitklatschen. Bitte, so viel Annäherung wäre doch nicht nötig gewesen. Es endete also lauwarm, was zwischendrin richtig heiß war. Immerhin, Ballettchef Robert Conn hat also schon mal seine Mitte gefunden.

Kommentare

Noch keine Beiträge