Positives Unterrichten

„Nein, das ist falsch“ ist out!

Erfahrungsbericht von Patricia Kapp zum IX. Symposium der Tanzmedizin mit dem Thema „Nervensache Tanz“ vom 18. bis 20 Mai in Basel, Schweiz.

Basel, 27/05/2007

Als erstes ein großes Kompliment an den Organisatoren! Der gesamte Ablauf des Symposiums hat sehr gut geklappt und das war nicht leicht, da die Workshops an vier verschiedenen Orten stattgefunden haben. Alle waren leicht zu Fuß zu erreichen und es war bei dem schönen Wetter ein Vergnügen in Basel zu spazieren! (Für mich war es dazu noch ein Nostalgie-Besuch, da ich meine tänzerische Karriere in Basel angefangen habe.) Wie immer bei TaMeD gab es zahlreiche Vorträge, was sehr gut ist, da man nur jeweils in einem Workshop dabei sein kann und man so wenigstens alle Referenten hören konnte. Dieses Jahr fand das Symposium zum ersten Mal in zwei Sprachen statt: in Deutsch und Französisch mit simultaner Übersetzung und zusätzlich sehr oft in Englisch. Es waren viele Franzosen vor Ort und viele Schweizer, was das Publikum bereichert hat.

Das Wichtigste, was in jedem Workshop sowie in jedem Vortrag immer wieder bewiesen und erlebt wurde, ist, dass die Beherrschung der Tanztechnik und die Gefühle eng miteinander in unserem Nervensystem verbunden sind. Es ist belegt, dass positives Denken eine Unterstützung bei der Ausbildung ist, „Nein, das ist falsch“ ist nicht mehr angesagt! Ich höre schon die Tanzpädagogen sagen: „Aber, das weiß ich schon lange!“ Dachte ich auch! Aber wie oft fallen wir in unsere alten Muster? Vor allem die Ballettlehrer!

In dem Workshop von Eric Franklin haben wir mit viel Humor und vielen Übungen erfahren, gefühlt und erkannt wie wichtig diese positiven Bilder und Gedanken sein können, um z.B. höher springen oder besser drehen zu können! Im Workshop von Javier Torres, Lehrer und Choreograph beim National Finnisch Ballet, „Positive versus negative Input“: „Es geht nicht darum, OB die Wahrheit gesagt wird, sondern darum, WIE dieses geschieht.“ Während negative Einflussnahmen gravierende psychologische Schäden hervorrufen können, ist belegt, dass eine positive Beeinflussung für die Entwicklung eines jeden Studenten enorme Vorteile mit sich bringt, wie Selbstsicherheit, Ichbewusstsein...“.

Der nächste von mir besuchte Workshop: „Die Koordination des Oberkörpers bei einem Demi Plié / Tendu“ mit Emmanuelle Lyon, Neuilly-Plaisance, Frankreich. In Frankreich muss man eine 2 bis 3-jährige Ausbildung machen, um Tanz unterrichten zu dürfen! Man studiert Anatomie, Psychologie und Bewegungsanalyse im Zusammenhang mit tänzerischer Bewegung. Diese Bewegungsanalyse hat ihren Ursprung bei Rudolf von Laban. Mich hat immer interessiert, wie man das im klassischen Ballettunterricht umsetzen kann. Und Emmanuelle Lyon versucht ihre Arbeit in den klassischen Tanz einzubringen. In diesem Workshop habe ich gefühlt wie das Strecken des Standbeins und die dabei eingenommene Standposition sich verbindet mit einer globalen Koordination der vertikalen Achse. Keine blockierten Knie mehr!

Noch eine Französin: Professor Annemarie Auterre von der Universität Nizza Sophia-Antipolis. Sie hat spezielle Übungen zur Verbesserung der Balance und Körperlinie durch die Rumpfmuskulatur entwickelt. Sie gibt klassischen Ballettunterricht und ich habe sie eingeladen im nächsten Schuljahr bei uns am Gymnasium Essen-Werden einen Workshop zu geben.

Es gab noch viele interessante Referenten z.B. Dr. med. Anita Ginter aus Freiburg über die „Persistenz frühkindlicher Reflexe und Tanztraining“.

Ich habe wieder einmal viel erfahren und freue mich schon auf das nächste Symposium an der Palucca Schule in Dresden.

Zur Autorin: Patricia Kapp ist klassische Ballettpädagogin und langjährige Berufstänzerin.

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