Der Gentleman und die Liebe

„Manon“ an der Staatsoper

Wien, 17/04/2007

Das muss unerklärbare Bühnen-Liebe sein: Wenn Robert Tewsley den Helden Des Grieux in der Wiederaufnahme des Massenet-Balletts „Manon“ an der Staatsoper tanzt, sind nicht nur wohlfeile Erziehung und edler Anmut unabdingbar.

Dieser Des Grieux, der sich in dem aufwendigen Kostüm-Drama von Kenneth MacMillan (1974) in die amoralische Manon (Maria Yakovleva) verschaut, sieht über jedes bessere Wissen hinweg. Er erliegt seiner Idee von Liebe und geht, ganz geläuterter Gentleman, den Weg mit der Prostituierten bis in den Tod.

In beeindruckender Weise gestaltet in erster Linie Tewsley die von Vello Pähn musikalisch sorgsam betreute Neueinstudierung. Er gibt der Debütantin Maria Yakovleva Form, Tempo und Phrasierung und ist ein versierter Partner, der MacMillans komplizierten Pas de deux noch die Leidenschaft verleiht. Maria Yakovleva gelingt über weite Strecken eine glaubhafte, wenn auch standhaft derbe Manon. Vor allem im zweiten Akt weiß sie zwischen Koketterie gegenüber ihrem Gönner (intensiv: Wolfgang Grascher) und Rückbesinnung auf Des Grieux zu unterscheiden. Überfordert trotz eindringlicher Momente wirkte sowohl Lescaut-Einspringer Kirill Kourlaev als auch Dagmar Kronberger als dessen Geliebte. Sympathisch, aber schlampig: Denys Cherevychko als Bettlerkönig.


Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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