It´s not funny

Das neueste Stück von Meg Stuart feiert seine Berliner Premiere

Berlin, 29/09/2006

Das neueste Stück „It‘s not funny“ von Meg Stuart und ihrer Truppe Damaged Goods ist eine Koproduktion der Berliner Volksbühne mit den Salzburger Festspielen, wo es im August 2006 uraufgeführt wurde. Die Berliner Premiere wurde gestern noch einmal extra gefeiert: Auf einer großen Treppe, die aus dem Nichts kommt oder im Nichts endet, präsentierten sich die sechs Stars des Abends Thomas Conway, Leja Jurisic, Anna MacRae, Vania Rovisco, Kristof Van Boven und allen voran Boris Charmatz. Zu Beginn sind sie alle Revuestars, deren Träume der Realität nicht standhalten. Sie schwingen als Supermänner und Superfrauen mit gelben Gummiperücken ihre Beine in einer Chorusline und gleiten bereits hier in die Lächerlichkeit. Die Szenen folgen wie dicht gedrängte Galastückchen des Versagens, der Peinlichkeiten, der Geschmacklosigkeiten und des Nicht-Komischen aufeinander: Sie zeigen die Performer, wie sie mit Inline-Skatern die Startreppe hinab stolpern, in roten Boxershorts und Sakko vor dem Mikrofon reden oder Alltagsdesaster preisgeben (z. B. kein Geld und eine nicht funktionierende Kreditkarte im Supermarkt).

Ein Mann mit zwei überdimensionierten Oktopus-Armen überwältigt Frauen, die sich später an ihm rächen; Kampf- und Gewaltspielchen zwischen einem Paar und wieder die große Showtreppe, auf der ein Star durch überquellenden Bühnennebel schreitet und, unten angekommen, bedeutungsträchtige Wörter wie „Kabul“ und „Gaza-Strip“ präsentiert, wie wenn es Zauberkunststückchen wären. „Hiroshima“ sagt er beschwörend und zeichnet dazu mit großer Geste einen Pilz in die Luft; es folgt ein gedehntes „Yeah“. In der Tat, it's not funny.

Eine wirklich komische Szene gibt es dann aber doch: ein Interview mit einer Ex-Gymnastin aus Ex-Jugoslawien, in brillanter Tracht, der ein eifriger Dolmetscher beisteht. Wir wären nicht bei Meg Stuart, wenn es im Laufe der Vorstellung nicht noch etwas unter die Gürtellinie ginge und ein bisschen vulgär würde, was das Stück unnötig verflachen lässt. Auf Details sei an dieser Stelle verzichtet. Eine Wunderkerze wird angezündet, bevor ein Hampelmann in einen Pappsarg hüpft. Fit in die Kiste heißt hier das Motto, bevor sich alle noch mal schlechte Witzchen erzählen, die per Live-Video für alle hörbar übertragen werden. In diesem Stück hat Meg Stuart ihr Thema nicht verfehlt. Wenn auch manchmal etwas repetitiv und pseudoprovokant, gelingt es ihr zumindest an einigen Stellen, an der Grenze des Komischen zu operieren, menschliche Abgründe ins Zentrum zu stellen, schöne Fassaden zu sprengen und die Leere hinter den zerbröckelten Fassaden auszustellen.

 

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