Nothing is necessary

„White Trash“ im Berliner Radialsystem

Berlin, 11/12/2006

Etwas irreführend ist der Titel des Stückes „White Trash“ von Ben Anderson, Benoît Lachambre, Bruno Pocheron und Isabelle Schad, das gestern im Rahmen von „TANZ made in Berlin“ vom Radialsystem und Sasha Waltz & Guests präsentiert wurde. Der Begriff „White Trash“, mit dem in den USA abwertend die weiße Unterschicht bezeichnet wird, wird hier eher auf die Unmengen von weißem Toilettenpapier bezogen, das die Bühne ziert.

Das Programmheft sagt uns: „'White Trash' reflektiert in einem sehr langsamen Crescendo die Präsenz von Körpern und ihr allmähliches Verschwinden im Raum“. In der Tat ließen sich die beiden Performer Isabelle Schad und Benoît Lachambre alle Zeit der Welt beim Einwickeln diverser Körperteile in die weiße Materie; Schad zeigt sich hier eher beinfixiert, während Lachambre meist mit der Umhüllung seines Kopfes beschäftigt ist. Die Slow-Motion-Performance mit weißen Soft-Gipsgliedern wird begleitet von Bruno Pocherons orignineller Geräuschuntermalung sowie von Ben Andersons und Bruno Pocherons Textanimationen, die schon früh den Satz „Nothing is necessary“ an die graue Betonwand projizieren. Unweigerlich wird man dazu verführt, diese drei Worte auf die Aufführung dieses Abends zu beziehen. Denn es passiert nicht viel, außer dass die Bewegungssequenzen durch diverse Blackouts unterbrochen werden und das Tempo sich im letzten Drittel stückweise steigert. Man freut sich selbst darüber, dass Isabelle Schad mit äffchenartigen Bewegungen Toilettenpapierrollen von der Bühnemitte entfernt. Angehörige bestimmter Religionen, die sich bei fortschreitender Vorstellung über Lamarches Toilettenpapier-Turban ereifern könnten – eine der hübscheren Stellen des Abends – dürften zu diesem Zeitpunkt bereits eingeschlafen sein. Immerhin dauert die gesamte Performance, bei deren Schlusssolo Schad ihren Mitperformer von einer Ecke außerhalb des Bühnenraumes beobachtet, nur eine knappe Stunde und endet mit einem südamerikanischen Musikstück, das Lust auf Tanz und Bewegung macht.

 

Kommentare

Noch keine Beiträge