Choreografische Kürzel

„Feld 5“ bietet jungen Talenten ein erstes Podium

Berlin, 10/03/2006

Manchmal, so erzählt Wibke Janssen, fühlen junge Tänzerchoreografen das Bedürfnis, ihre noch unfertigen Ideen auf einer Bühne zu zeigen und die Reaktion der Zuschauer zu testen. Für all jene haben sie und Kirsten Seeligmüller nach einem „drucklosen Format“ gesucht, das das Risiko und auch ein Scheitern nicht scheut. Unter dem Titel „Feld“ stellen die beiden Leiterinnen des Dock 11 ihr Studio einem Feld Suchender und deren choreografischer Feldforschung zur Verfügung, bieten die Chance eines Vorabauftritts ohne den Zwang zum fertigen Ergebnis. Weder Ausschreibung noch Richtlinien für eine Teilnahme schränken die choreografierenden Anfänger ein. „Feld“ bietet damit eine Plattform, gesehen zu werden, in Kontakt mit Gleichgesinnten zu treten, auf Diskussionspartner zu treffen. Mag sich mancher dadurch befeuert sehen, sein Projekt weiterzuführen, werden andere ihre Recherche abbrechen und auf neuem Weg fortsetzen.

Seit der Premiere 2001 ist „Feld“ so erfolgreich, dass gegenwärtig bereits die fünfte Folge läuft. An vier Tagen stellen sich in zwei Programmen mit insgesamt 15 Beiträgen choreografische Schnipsel und Fragmente unterschiedlicher Länge der Debatte. Wenn sich diesmal auffallend viele Israelis künstlerisch ausprobieren, steckt dahinter kein Konzept, vielleicht aber Berlins international zunehmende Attraktivität als Tanzstadt. Einer wirklichen Einschätzung freilich entziehen sich getanzte Kürzel von rund zehn Minuten Dauer. Bestenfalls blitzen in ihnen eine keimende choreografische Handschrift, ein ausbaufähiger dramaturgischer Gedanke auf. Nur wenige Beiträge der ersten Staffel berechtigen indes zu solchen Hoffnungen.

Zu ihnen gehört „Kühlkuhgenese“ von Friederike Plafki, der Gewinnerin im Wettbewerb um das beste deutsche Tanzsolo beim Festival euro-scene in Leipzig 2001. Temporeich beult sich ihr Körper in alle Richtungen, ohne zu zerfasern, klappen Arme ab, knicken Gelenke ein. Schlangengleich scheint sie sich zu häuten, kriecht reptilienhaft, lässt Kopf und Fuß im selben Rhythmus pulsen, ehe sie in einem Winkel aus Neonröhren strandet. Mit Ironie führt Christoph Winkler, als Arrivierter eher Gast in diesem Zirkel, die Verheißung einer Starkarriere vor. Christine Joy Ritter, ansteckend bewegliche Studentin der Palucca Schule Dresden, nimmt ernst, was Detlef D! Soest und seine Assistentinnen ihr auf einer Choreografie-DVD weismachen wollen: wie man mit seinen nachgelernten Tänzen ans Ziel kommt. Als der Meistermacher peinlich trivial über das Starsein philosophiert, dreht sie ihm die Puste ab. Längst hat sie da ihren eigenen Weg gefunden. Konsequent bleibt in „Ephortsatak“ Anat Vaadia bei ihrem Stil flink fahriger Wendungen. Florian Bilbao, Clint Lutes und andere stellen sich in der zweiten Staffel dem Publikum.

Staffel 2 am 11.+12.3., jeweils 20 Uhr, Dock 11
Link: www.dock11-berlin.de

 

 

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