Poetischer Zirkus um Andersons Meerjungfrau

Der Cirkus Cirkör bei den Wiener Festwochen

Wien, 23/05/2006

Wenn die Meerjungfrauen samt Oma auf Seilen in den Fluten schaukeln, einschlafen und laut schnarchen, gibt es die ersten Lacher im Wiener Museumsquartier. Spätestens aber, wenn die eben 15 Jahre alt gewordene, dunkelhaarige Nixenschönheit ihre Stimme und ihren Fischschwanz der Hexe opfern will, um Mensch zu werden, zu lieben und zu weinen, hat einen der schwedische Zirkus Cirkör doch in seinen Bann gezogen.

Es handelt sich um eine poetische Form zirzensisch-artistischer Leistungen, die die dänische Regisseurin Katrine Wiedemann mit der schwedischen Zirkus-Spezialistin Tilde Bjofors aus Andersens berühmtem Märchen „Die kleine Meerjungfrau“ herausgefiltert hat. In einem unterhaltsamen Bilderbogen, der durchaus zu straffen und ohne Pause zu spielen gewesen wäre, sucht die Titelheldin (bezaubernd: Melinda Kinnaman) den irdischen Prinzen (Andreas Skjonberg).

Mit ausgeklügelter Bühnentechnik und entsprechendem Lichtdesign finden die Welten des Wassers und der Erde leicht ihren Platz in der Fantasie des Zuschauers. Hinreißend sind nicht nur die akrobatischen, choreografisch verbrämten Einsätze der Matrosen-Crew des segelnden Prinzen. Auch die Entscheidung des jungen Mannes, die auf eine tanzende Drahtseil-Künstlerin fällt, ist stimmig und erzählerisch inszeniert. Sie hat die behenden Beine, über die die Meerjungfrau, die das Gehen erst qualvoll erlernen muss, nicht verfügt. Der Schwachpunkt der Produktion des dänischen Theaters Kaleidoskop ist die musikalische Untermalung, die neben einigen bekannten Schlagern allzu seicht und beiläufig daherkommt. 

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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