Andreas Homoki inszeniert Verdis „Requiem“

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Basel, 13/05/2001

Kein Choreografievermerk, nicht einmal der Hinweis auf irgendeine choreografische Assistenz! Auf dem Besetzungszettel heißt es lapidar: In der szenischen Einrichtung von Andreas Homoki und Herbert Meyer – wobei Homoki auch für die Regie, Meyer für das Bühnenbild zuständig ist. Keine choreografische Interpretation von Verdis „Messa di Requiem“ also wie anno 1996 bei Arila Siegert in Dessau – aber auch keine choreografie-ambitionierte Inszenierung à la Achim Freyer bei dessen h-moll Messe von Bach. Aber was dann? Schwer zu sagen!

Große Räume, dunkel, ja schwarz zumeist, nur zum Schluss strahlendes Weiß. Der Eiserne Vorhang öffnet sich vor einer passepartout-gerahmten Szene. Ein Plafond, der sich herabsenkt und den Chor fast unter sich erdrückt. Tore von enormer Spannweite. Im Finale die Suggestion einer Apsis, das ist auch schon alles an „Dekor“. Keinerlei kirchliche Attribute. Schwarze Alltagskleidung für die vier Solisten und den Chor – nur zum Schluss blendendes Weiß (Kostüme: Mechthild Seipel).

Der Chor ist fast die ganze Zeit auf der Bühne. Homoki gliedert ihn, bewegt ihn dezent (mit ein bisschen viel Himmelsgestarre und flehend gereckten Armen). Manchmal sinkt er in die Knie, geht der Länge nach zu Boden, doch kaum je als Visualisierung musikalischer Akzente oder Phrasierungen. Fugato-Einsätze werden allenfalls angedeutet, aber nicht kontrapunktisch durchgeführt. Dargestellt werden abstrahierte Affekte: Verzweiflung, Auflehnung, Demut, Furcht, Flehen, Hoffnungslosigkeit, Resignation... gewinnen plakative Kommunikationskraft, werden aber nie – nie! – pantomimisch grimassierend übersetzt. Paradiesische Verheißungen: Fehlanzeige! Gewinnt das Werk dadurch – sagen wir: an szenisch-dramatischer Schlagkraft? Kann ich nicht finden.

Auch Dramaturg Albrecht Pulmanns Ankündigung „den Ohren die Augen zu öffnen“ ist eine hübsche Formulierung, nicht mehr (da werden zumindest meine Ohren weit mehr geöffnet, wenn ich Balanchines „Sinfonie in C“ oder seine „Vier Temperamente“ sehe. Gleichwohl, wenn es denn unbedingt die „Matthäus-Passion“, der „Messias“, Mozarts oder Brahms´ „Requiem“ auf der Bühne sein muss – auf die ich gut verzichten kann –, ist mir die Homokische Bescheidenheit wesentlich lieber als die hilflos-peinlichen Versuche à la Hampe, Freyer oder Gilmore, die Musik in Schritten und Gesten nachbuchstabieren.

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