Giuseppe Verdi „Macbeth“

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Zürich, 11/07/2001

Verdis „Macbeth“ existiert in zwei Fassungen: der Uraufführung als Melodramma in quattro atti von 1847 in Florenz und der Pariser Bearbeitung (mit Ballett-Ergänzungen) von 1865. An der Zürcher Inszenierung von David Pountney, die sich im Großen und Ganzen an die Pariser Version hält, ist Vivienne Newport als Choreografin beteiligt – mit Chor, Zusatzchor, Statistenverein und Ballettschule für das Opernhaus sowie einer Tanzgruppe aus fünf Frauen und fünf Männern.

Viel Tanz gibt es gleichwohl nicht – dafür jede Menge Motion für die ständig auf der Bühne herumwimmelnden Hexen – in feuerroten Klamotten (Kostüme Marie-Jeanne Lacca) geben sie sich lauter müßiggängerischen Aktivitäten hin, die einen dauerorgiastischen Hexen-Sabbat suggerieren, mit viel sich durch den ganzen Körper fortpflanzenden Zitter- und Flatterbewegungen, leicht überkandidelt und ausgeflippt. Sie sind auch bei der großen Bankettszene zugegen und fressen heißhungrig die opulent aufgetafelte Erde. Schon vorher gibt es eine große Pantomime beim Einzug des hermaphroditischen Kindskönigs Duncan, später dann, nach seiner Ermordung, ebenso umständlich, den Abtransport seiner Leiche. Das ist die reinste Kitschorgie, wie wenn die Ku-Klux-Klan-Männer als Rauschgoldengel eine Weihnachtspantomime aufführen.

Noch später, bei der Geistererscheinung der acht Könige, kommt es zu einer Neuauflage dieser Metro-Goldwyn-Mayer-Follies, die womöglich noch kitschiger ausgefallen ist, und an der dann auch die süßen Wonneproppen der Ballettschule beteiligt sind. Das ist nun wirklich Opernballett zum Abgewöhnen – und man versteht die modernen Regisseure, die sich sagen: streichen, streichen, streichen!

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