„Ruslan und Ludmilla“

Phantastische Märchenoper von Michail Glinka

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Karlsruhe, 14/04/2001

Eine richtige russische Märchenoper mit umfangreichen Balletteinlagen – in Karlsruhe ganz gegen die heutige Praxis nicht gestrichen oder irgendwelchen ad hoc engagierten Tänzern überantwortet (wie heute üblicherweise sogar bei „Fledermaus“-Aufführungen oder der „Lustigen Witwe“ an unseren Staatsopernhäusern), sondern ausgeführt vom Ballett des Badischen Staatstheaters in der Choreografie von Dmitrij Simkin (wer der ist, erfahren wir nicht – in der Personalliste des Spielzeitheftes taucht er jedenfalls nicht auf).

Leider nach den ausgeleiertsten Mustern gestrickt: In Nainas Zaubergarten versuchen verführerische Maiden den Ritter Ratmir zu umgarnen – mit den üblichen, orientalisch anmutenden, wellenförmigen Armfigurationen und den wollüstig lockenden Beugungen ihrer nabelfreien Oberkörper – später dann im Reich des tückischen Zauberers Tsshernomor gebärden sich wie Heiducken aussehende Sklaven erst martialisch furchteinflößend, dann macht sich ein riesiger Bursche an die von Tschernomor gefangen gehaltene Ludmilla heran, bedrängt sie mit imponierender Kraftmeierei und kraftvollen Sprüngen (ohne Erfolg – gleichwohl wüsste man gern, wer der Tänzer ist, der immerhin ein großes Solo zu absolvieren hat, doch auch hier schweigt sich der Besetzungszettel aus).

In Hamburg, anno 1969, hat Balanchine die Oper inszeniert – verinszeniert, denn seine Regiekünste verhielten sich umgekehrt proportional zu seinen choreografischen Geniestreichen (wie übrigens auch in seiner Inszenierung von Glucks „Orpheus und Eurydike“). Ich krame in meinem Archiv und zitiere einen gewissen Koegler: „Das Publikum... begann schon bald, sich über die Naivität des Textes zu amüsieren, fand die Inszenierung nur noch unfreiwillig komisch und geriet lediglich dann noch einmal in höchstes Entzücken, als Blanchine eine Folge von unwahrscheinlich schönen Mädchentänzen offerierte, so federleicht, so zwanglos, so flüssig, von einer solchen Musikalität und mit einem solchen Brio choreografiert, dass es einem beim bloßen Zusehen den Atem nicht weniger verschlug als den Hamburgern, die diese funkenstiebende Choreografie mehr mit Anstand als mit der notwendigen legeren Bravour über die Runden brachten.“ Unter den damaligen Hamburger Tänzern auch die Namen von Monique Sand, Erika Czarnecki, Evelyn Téri, Francis Sinceretti und Rolf Warter... Erinnert sich noch jemand an sie?

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