„Romeo und Julia in der UdSSR – Geschichte eines Balletts“

Zur ARTE-Sendung am 26. Februar

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Arte, 25/02/2012

Es war ein langer und mühseliger Weg, den Prokofjews „Romeo und Julia“-Ballett bis auf die Bühne des Moskauer Bolschoi-Theater zurücklegte, das ihm 1935 dazu den Auftrag erteilt hatte. Wie mühselig er war, können wir heute, da es unbestreitbar das beliebteste Ballett unserer Tage ist, kaum noch nachvollziehen. Und schon gar nicht, dass die Tänzer anfangs behaupteten, dass man zu dieser komplizierten Musik unmöglich tanzen könne (was hätten die ideologieverbohrten jungen Sowjets erst dazu gesagt, wenn man ihnen damals Strawinskys „Sacre du printemps“ von 1913 zugemutet hätte!). Heute ist das freilich ganz anders – denn noch bis in die fünfziger Jahre behaupteten die sowjetischen Historiker, die Leningrader Kirow-Premiere mit Ulanowa und Sergejew von 1940 sei die Uraufführung gewesen. War sie aber nicht, denn die fand 1938, von Ivo Vana Psota choreografiert, in Brünn statt (übrigens mit Zora Semberova, die noch heute irgendwo in Australien lebt und in Prag die hochverehrte Lehrerin etwa von Jiří Kylián und Ivan Liska war).

Doch wie dem auch sei: die Dokumentation „Romeo und Julia in der UdSSR – Geschichte eines Balletts“, die Arte am Sonntag, dem 26. Februar, um 16.50 Uhr sendet, veranschaulicht instruktiv die komplizierte Entstehungsgeschichte dieses Balletts und darüber hinaus das tragische Schicksal des Komponisten, das der trotz seiner enormen Erfolge in Frankreich (noch bei Diaghilew), in Amerika und nach seiner Rückkehr in sein Heimatland hatte, und der dann doch unvermeidlich mit der Kulturfunktionärsbürokratie in Konflikt geriet. Überzeugend präsentiert der rund einstündige Film die wechselhaften Ereignisse seines Lebens, seine Nähe zu und dann wieder seine Verdammung als „Formalist“ durch Stalin (mit dem er das Todesdatum am 5. März 1953 teilte, lässt Zeitgenossen, Kollegen und Biografen zu Wort kommen und zeigt vor allem Ausschnitte aus diversen „Romeo und Julia“-Aufführungen, nicht nur mit den drei der berühmtesten sowjetischen Ballerinen Ulanowa, Bessmertnowa und Plissetzkaja, sondern auch aus der russischen Provinz (Perm) und – am lustigsten – eine Sequenz aus einem Hollywood-Film mit Happy-End für die beiden Liebenden aus Verona. Unbedingt ansehenswert, trotz der miserablen Klangqualität der historischen musikalischen Ausschnitte.

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