Aktionstag Dachverband Tanz Deutschland am Brandenburger Tor „Tanz schafft Zusammenhalt“ am 13. September 2024

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Freie Szene wird nicht verschont

TanzRaumBerlin warnt vor kulturellem Kahlschlag in der Hauptstadt

Die Berliner Tanzszene steht vor einer tiefen Krise. Der aktuelle Haushaltsentwurf der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt bedroht nach Einschätzung des TanzRaumBerlin-Netzwerks die Existenzgrundlage der Freien Tanzschaffenden in der Hauptstadt.

Berlin , 29/10/2025

Rund 2.500 Tanzkünstler*innen leben und arbeiten in Berlin. Viele von ihnen ohne ausreichende soziale Absicherung und unterhalb eines existenzsichernden Einkommens. Altersarmut ist für viele bereits absehbar. Dass Kultursenatorin Sarah Wedl-Wilson die Freie Szene im Vorfeld der Haushaltsverhandlungen eigentlich „verschonen“ wollte, ist für die Akteur*innen nun kaum nachvollziehbar. Denn laut dem Netzwerk TanzRaumBerlin bedeuten die geplanten Maßnahmen faktisch Kürzungen – und das in einer ohnehin unterfinanzierten Struktur.

Besonders hart trifft es den Tanzbereich innerhalb der Darstellenden Künste: Selbst nach Korrekturen durch den Kulturausschuss bleiben Kürzungen in Höhe von 150.000 Euro allein für die Projektförderung Darstellende Kunst/Tanz bestehen - einzelne Häuser wie Dock11, die Tanzfabrik oder Kompanien wie Sasha Waltz/Toula Limnaios sind bei dieser Kalkulation noch nicht einmal inbegriffen. Eine Anpassung an steigende Produktions- und Lebenshaltungskosten bleibt aus, wodurch der Konkurrenzdruck zwischen Künstler*innen weiter zunimmt. Viele Gruppen müssen sich zusätzlich um Projektmittel bewerben, weil die Konzeptförderung allein kaum noch künstlerisches Arbeiten ermöglicht.

Auch das Arbeitsraumprogramm, das dringend benötigte Proberäume für Tanzschaffende bereitstellt, steht auf der Kippe. Das Programm für Künstlerische Forschung, ein zentraler Baustein der künstlerischen Entwicklung im Tanz, wurde sogar vollständig gestrichen. Besonders bitter: Das im November eröffnende Junge Tanzhaus in der Lucy-Lameck-Straße 32 soll laut aktuellem Entwurf nur noch 550.000 statt der zugesagten 1,07 Millionen Euro erhalten – eine Halbierung der Mittel, die den Betrieb des Hauses massiv gefährdet.

TanzRaumBerlin kritisiert zudem intransparente Mittelverschiebungen innerhalb des Haushalts, die frühere Vereinbarungen unterlaufen und den Tanz gegenüber anderen Sparten benachteiligen. „Diese Praxis spielt die Akteur*innen der Freien Szene auf unwürdige Weise gegeneinander aus“, heißt es in der Stellungnahme des Netzwerks.

Währenddessen sieht der Haushaltsplan einen Transformationsfonds über 40 Millionen Euro vor – allerdings ausschließlich für große Kultureinrichtungen. Der Tanz, der seit Jahrzehnten ohne institutionelle Verankerung arbeitet und noch immer auf ein „Haus für Tanz und Choreografie“ wartet, bleibt außen vor. Ein Beispiel für die Folgen dieser strukturellen Schwäche ist der Verlust der Volksbühne als Spielstätte der international renommierten Choreografin Constanza Macras und ihrer Company Dorkypark. 

Das Netzwerk fordert daher die Rücknahme aller Kürzungen, die auskömmliche Ausstattung des Arbeitsraumprogramms und eine klare Mittelzuordnung, um weitere Verschiebungen zu verhindern. Außerdem müsse der Transformationsfonds auch spartenübergreifend geöffnet werden, um Freie Künstler*innen nicht weiter auszuschließen.

„Berlin kann es sich nicht leisten, eine seiner zentralen kulturellen Kräfte auszuhöhlen“, warnt TanzRaumBerlin. Transformation beginne mit Existenz – und diese müsse politisch gesichert werden, wenn die Hauptstadt ihren Ruf als lebendige Metropole zeitgenössischen Tanzes behalten wolle.

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