WEIGELT.WEB - „Meine“ Choreografen

 

Gert Weigelt

 

Nachdem ich vor Jahren mein über 4 Jahre laufendes „weigelt weekly“ eingestellt habe, möchte ich den tanznetz-Nutzern nun in wöchentlicher Abfolge „meine“ Choreografen vorstellen. Mit einigen verband oder verbindet mich eine enge Freundschaft, anderen begegnete ich nur peripher. Mit manchen habe ich noch als Tänzer gearbeitet. Mit relativ wenigen verbindet mich eine künstlerische Affinität. Aber das soll ja auch nicht die Aufgabe eines Porträtisten sein. Der Fotograf ist ein neutraler Beobachter, ein (Bild)chronist seiner Zeit.

Kein anderes Thema der Fotografie, scheint mir, hat eine derart kurze Halbwertzeit wie die Porträtfotografie. Kaum hat man jemanden porträtiert, ist die entstandene Aufnahme schon buchstäblich wieder von gestern: die Mode hat sich verändert, bei Frauen ist es meist die Frisur, bei Männern vorwiegend die Barttracht. Aber auch sie (die männlichen Opfer der Kamera) wechseln mit zunehmender Rasanz ihren Haarstil. Jetzt spreche ich also von einem relativ überschaubaren Zeitfenster. Wenn ich allerdings jemanden, wie Hans van Manen oder Pina Bausch über Jahrzehnte immer wieder vor die Kamera bekommen habe, dann hat man beim Anschauen das Gefühl, als sitze man in einer Zeitmaschine. Martin Schläpfer, mit dem mich nun auch schon eine über sieben Jahre währende symbiotische Zusammenarbeit verbindet, legt Wert darauf, dass seine Kompanie regelmäßig porträtiert wird. Das gilt auch für alle Ballettmeister und die gesamte Führungsriege. Obwohl ich auch von anderen Choreografen mehrere Porträts in zeitlichen Intervallen gemacht habe, habe ich mich entschlossen in dieser Galerie nur jeweils ein Foto pro Person zu zeigen, wobei ich „Choreografen-Duos“ (wie z.B. Lightfoot/Leon) auch immer als Einheit behandelt habe: Sie erscheinen konsequenterweise als Doppelporträt. Bei der Auswahl habe ich mich nicht an der Aktualität der jeweiligen Porträts orientiert, sondern, wenn mir das besser gefiel, auch schon mal eher ältere Alternativen favorisiert. Natürlich bin ich mehr Choreografen in meinem Leben begegnet, als hier am Ende versammelt sein werden, nur war ich leider nicht immer so konsequent, um auch alle zu porträtieren. Einige von Ihnen sind inzwischen dem Vergessen anheim gefallen, andere tot.

Die Porträts unterteilen sich in sogenannte „Arbeitsporträts“ (wobei die Person die Anwesenheit der Kamera mehr oder weniger vergisst) und Studioporträts, die von mir inszeniert wurden. Beide Vorgehensweisen haben ihren Reiz. Ich hoffe Sie werden an diesem Defilee meiner Choreografen Gefallen finden .

Gert Weigelt, 2013