WEIGELT.WEB - ABSOLUT PINA

Pina Bausch

 

Seit 1975, dem Jahr das mit „Le Sacre du Printemps“ Pina Bauschs Durchbruch markierte, habe ich das Tanztheater Wuppertal mit meinen Kameras begleitet, habe ich alle „Stücke“, wie Pina Bausch ihre Produktionen gerne nennt, in Originalbesetzung fotografiert (38 insgesamt).

Mit dieser Ausstellung schließt sich für mich ein Kreis. Es war nämlich während meiner Stockholmer Tänzerjahre (1967 - 1972), dass ich den Namen Pina Bausch zum ersten Mal hörte. Kollegen vom Cullbergballett, die aus dem Kurt Jooss/Folkwang/Essen - Umfeld kamen, wussten von dieser großen Begabung und außergewöhnlichen Persönlichkeit zu berichten. Das muss im Jahre 1970 gewesen sein. Damals gastierte sie dann auch in Stockholm (zusammen mit Jean Cebron) in dem kleinen Scala-Theater in dessen Choreografie „Receuil“. Bis bei mir der Funke aber endgültig übersprang, dauerte es noch gute fünf Jahre. Fünf Jahre während derer ich vom Tänzer zum Fotografen mutierte und Pina Bausch zur Leiterin des Tanztheaters Wuppertal.

Natürlich ist es unmöglich ein so komplexes Lebenswerk, wie das von Pina Bausch, in einer Fotoausstellung auch nur annähernd repräsentieren zu wollen. Statt sich also vergeblich zu bemühen, einen dokumentarischen Ansatz zu finden, an dem man letztlich scheitern muss, sollte sich die Fotografie auf eine andere Tugend besinnen. Nämlich auf ihre künstlerische Autonomie. Mein erklärtes Ziel war immer mit einem einzigen Foto das Wesen einer ganzen Choreografie einzufangen. Sicherlich ein utopischer Vorsatz, aber ein notwendiger, will man den absoluten Anspruch an seine Arbeit hochhalten. Was ich in dieser Ausstellung verfolgt habe, ist die Eigenständigkeit des Einzelbildes gegen die Synergie von Bildgruppen (Diptychen, Triptychen, Bildsequenzen, Bildclustern) einzutauschen. Durch das gezielte Kombinieren einzelner Aufnahmen entsteht plötzlich ein neuer Sinnzusammenhang, ob er nun rein formaler oder aber emotionaler Natur ist. Die Fotografie ist eine Schule des Sehens und bei aller medialer Autonomie trägt sie ja vielleicht dazu bei, das Bühnenerlebnis eines Bausch-Stückes auf neue, frischere, intensivere Art zu erleben.

Gert Weigelt, 2008

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