Susana Ibáñez verstorben

Abschied von einer großen Persönlichkeit des Tanzes

Am 7. Januar 2022 verstarb in Buenos Aires die Tänzerin Susana Ibáñez, eine der Pionierfiguren der argentinischen Tanzszene und herausragende Charakterdarstellerin des Deutschen Tanztheaters, im Alter von 87 Jahren.

München, 30/01/2022
von Anja von Witzler

Ihre sensiblen Interpretationen Ulrike Meinhofs, Frida Kahlos, Rosa Luxemburgs und vor allen der Lady Macbeth im Choreographischen Theater von Johann Kresnik haben einen unvergesslichen Eindruck hinterlassen.

Susana Ibáñez begann ihre Karriere in ihrem Heimatland Argentinien in einem Tanzensemble, das 1960 von der deutschen Ausdruckstänzerin und Choreografin Dore Hoyer gegründet wurde. Zusammen mit Oscar Araiz, Lía Jelín und Iris Scaccheri gehörte sie damit zur ersten zeitgenössischen Kompanie des Landes.
Gemeinsam mit Araiz trat sie auch der Argentinischen Tanzvereinigung bei, die einen bedeutsamen Einfluss auf die Entwicklung des Tanzes in Argentinien hatte. Ab 1963 war sie Mitglied mehrerer von Araiz gegründeten Kompanien und übernahm Hauptrollen in seinen Choreografien.

„Susana Ibáñez hat uns ihr enormes Engagement als herausragende Künstlerin und Lehrerin von Generationen von Tänzer*innen und Schauspieler*innen hinterlassen. Ihre Präsenz auf der Bühne war einzigartig“, erinnert sich der Choreograf Mauricio Wainrot an die Künstlerin, die er seit 1968 aus der gemeinsamen Arbeit mit Araiz kannte. Wainrot ernannte Ibáñez 1982 zur stellvertretenden Direktorin der von ihm geleiteten Grupo de Danza Contemporánea am Teatro San Martín in Buenos Aires.

Ende der 80er Jahre reiste Susana Ibáñez nach Europa, wo sie u.a Proben Johann Kresniks besuchte, dem damaligen Leiter des Choreographischen Theaters in Heidelberg, der mit seinem konsequent politischen Ansatz und seiner radikalen Bildersprache für Furore sorgte.

Kresnik bot Ibáñez spontan eine Stelle in seinem Ensemble an, sie folgte ihm später auch nach Bremen und Berlin. Aus der Zusammenarbeit der damals über 50 Jahre alten Tänzerin und dem Choreografen entstanden einige der faszinierendsten Frauenporträts der jüngeren deutschen Tanzgeschichte. Ob als Lady Macbeth, Rosa Luxemburg, Ulrike Meinhof oder Frida Kahlo, stets wurde von beiden sensibel die Balance zwischen Stärke und Fragilität ausgeleuchtet, die diesen Frauen innewohnt. Ibanez gelang es, mit ihrer Interpretation den Dargestellten eine unvergessliche Aura von Würde und Menschlichkeit zu verleihen.
Anfang der 2000er Jahre zog sich Ibáñez aus der Tanzwelt zurück und kehrte schließlich in ihre Heimat Buenos Aires zurück, wo sie die letzten Jahre zurückgezogen verbrachte und jetzt verstarb. In Erinnerung bleibt die Intensität einer großen Menschendarstellerin, die stets ihrem Grundsatz folgte: „Wenn du da bist, dann sei es mit jeder Faser deines Wesens.“

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