"NaYmA" von editta braun company, Performance: Maja Mirek

Figure it out!

Eröffnungsabend des Festivals PERFORMdANCE #32 in Salzburg

editta braun company mit „NaYmA“ und „FIGURE“ von Cie. Willi Dorner: Emanzipationsformen treffen auf (Selbst-)Reflexion

Von Miriam Ljubijankic

 

Am Eröffnungsabend des PERFORMdANCE #32 in Salzburg sind die Auftritte in der Inszenierung von einem Aufeinandertreffen verschiedener Mittel geprägt. Während Maja Mirek in ihrer Performance „NaYmA“ Elemente unterschiedlicher Disziplinen vereint, arbeitet Esther Baio in „FIGURE“ mit verschiedenen Medien gleichzeitig.

NaYmA, performt von Maja Mirek unter der künstlerischen Leitung von Editta Braun, findet in einem Raum statt, der zur linken und rechten Seite von nackten Betonwänden, an der Rückseite von einer Glasfront und vorne vom Publikum begrenzt wird. Es hängen zwei Tücher von der Decke, eines davon zu einem Sling konstruiert. Mehrere Bierkisten, zum Teil leer, zum Teil befüllt, bekommen eine ganz eigene Funktion in der Emanzipation aus Unsicherheiten heraus. Was mit dem Entschlüpfen aus dem Slingtuch wie aus einem Kokon beginnt, einem vorsichtigen Kennenlernen des unmittelbar umgebenden Raums und in ausholende, ausladende, spielerische Nutzung desselbigen übergeht, wiederholt sich als Muster. Interaktion mit dem Publikum, Thierry Zaboitzeffs Stimme wechselt sich ab mit der von Maja Mirek. Ihre Körperlichkeit lässt eine bemerkenswerte Vielfalt in dem gezeigten Bewegungsvokabular erkennen. Die Horizontale Nutzung des Raums spielt eine ebenso große Rolle, wie die Vertikale. Die Erhöhung von der Bodenfläche, ebenso wie der Kontakt mit ihr. Durch die Expansion des Rumpfes, durch das Schweben bei der Entpuppung aus dem Kokon und durch das Rutschen über den Boden erkundet die Performerin wieder und wieder neue Dimensionen des Raums.

Ihre tänzerischen Elemente erinnern darüber hinaus an manchen Stellen an Entlehnungen aus dem Capoeira  und an Isolationstechniken in der Bewegung, wie im Popping oder Locking aus dem Bereich des Hip Hop. Diese Performance der Entdeckung, des Ausprobierens, des Vorantastens und dadurch ermöglichte (Selbst-)Ermächtigung, Emanzipation des eigenen Körpers und der eigenen Stimme im stets wieder fremd scheinenden Raum wird zu Beginn im Publikum mitunter schmunzelnd aufgenommen; das ein oder andere leise Lachen ist zu hören. Im Verlauf der Zeit verstummen die humoristischen Reaktionen jedoch, und es fühlt sich beinahe an, als würden die Zuschauer den Atem anhalten, um schließlich der Performerin geschlossen und vereinzelt sogar mit Standing Ovations zu applaudieren.

Was Esther Baio mit „FIGURE“ zeigt, ist zunächst eine weiße Wand, sind mehrere Tische, ein Beamer und ein Ringlicht auf einem Stativ mit einer Kamera. „FIGURE“ möchte eine Vieldeutigkeit des Wortes inszenieren, die Performerin als „Figur und Abbild, Subjekt und Objekt – hin und her geworfen zwischen Selbsterkennung und Objektivierung“ zeigen – und das gelingt. Wie Maja Mirek zuvor in wiederkehrenden Emanzipationsformen zu sehen ist, so ist es in dieser Performance Esther Baios wiederkehrende (Selbst-)Reflexion. Im Spiel mit Live Übertragung von Kamera zum Beamer, einer live stattfindenden Bearbeitung dieser Übertragung, durch die eine Dekonstruktion des wirklichen Geschehens in der Übertragung stattfindet, befindet sich die Protagonistin immer wieder zwischen den Polen von spielerischem Experiment zu befreiendem, kämpferisch anmutendem Bewegungsmaterial in den Extremitäten wie auch ihrer Mimik. Die Performance ist zum einen von De- und Rekonstruktion geprägt, in der unmittelbaren Manipulation der Projektion, aber auch durch Wortcollagen, die von der Performerin an die Wand geheftet, abgenommen, neu sortiert und wieder angeheftet werden. Im Spiel mit Nähe und Distanz zur Kamera werden diese auch in der Übertragung zum Publikum konstruiert. Die unterschiedlichen Medien, die gleichzeitig mit der Performerin zur Musik, die an manchen Punkten an die musikalische Begleitung eines Stummfilms erinnert, motivieren dazu, die eigene Verortung in einer multimedial von Filtern und anderen Faktoren editierten geprägten Welt zu hinterfragen: FIGURE it out.

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