„Ich bin eine Hexe“

Valeska-Gert-Ausstellung in Potsdam: Ein bewegtes Leben in Tanz, Film und Kabarett

Potsdam, 27/04/2011

Eine der schillerndsten Künstlerpersönlichkeiten in den gesellschaftspolitischen Brüchen des 20. Jahrhunderts rückt die neue Ausstellung des Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien in Kooperation mit dem Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte Potsdam in den Mittelpunkt.

Valeska Gert (1892-1978) zählt als radikal experimentierfreudige Grotesktanzpantomimin zu den wichtigsten Protagonistinnen des deutschen Ausdruckstanzes. Ihr Interesse galt der Verbindung unterschiedlicher Künste und der gesteigerten Möglichkeit der Wahrnehmung. So wurde die Berliner Künstlerin gleichzeitig eine der eindrücklichsten Darstellerinnen auf der politischen Kabarettbühne und im Film.

Sie stand anfangs als Stummfilmstar und später bei Regisseuren wie Federico Fellini („Julia und die Geister“), Rainer Maria Fassbinder (u.a. „Acht Stunden sind kein Tag“) und Volker Schlöndorff (u.a. „Fangschuss“) vor der Kamera. Als Tochter einer jüdischen Familie musste sie Deutschland Anfang der 30er Jahre verlassen. Nach ihrer Emigration in England und den USA kehrte Valeska Gert 1947 zurück nach Europa und eröffnete in Zürich und dann in Berlin ein eigenes Kabarett. Valeska Gert trat dort als „KZ-Kommandeuse Ilse Koch“ auf und thematisierte die Grausamkeit dieser 1948 verurteilten Frau des Lagerkommandanten von Buchenwald. 1951 eröffnete sie das skurrile Nachtlokal „Ziegenstall“ in Kampen auf Sylt.

Im Fokus der Potsdamer Sonderausstellung, kuratiert von Franziska Buhre und Dr. Elke Kotowski, steht die Tänzerin Valeska Gert und ihre gebrochene Biografie als Teil der europäisch-jüdischen Geschichte. Die präsentierten Fotografien, Collagen, Grafiken, Porträts, Skulpturen, Schriften und zum Teil erstmalig öffentlich zugängliche Tondokumente (sowie ein umfangreiches Rahmenprogramm) vermitteln wichtige Stationen im Leben und Werk Valeska Gerts ganz im Sinne ihres Lebensmottos: „Ich will leben, auch wenn ich tot bin.“

Ausstellung 20. 4. - 12. 6. 2011, Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Kutschstall am Neuen Markt Potsdam, Die-Do 10-17 Uhr, Sa/So/feiertags 10-18 Uhr, Mo geschlossen

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