Auf geht’s

Report Darstellende Künste zur wirtschaftlichen, sozialen und arbeitsrechtlichen Lage der Theater- und Tanzschaffenden in Deutschland

Lüneburg, 04/04/2011

/img/redaktion/report.jpg Daten, Fakten, Berichte, Themenartikel, Übersichten, Tabellen. empirische Forschungsergebnisse (mehr als 4000 Fragebögen) etc. Der Report Darstellende Künste bietet auf über 700 Seiten eine Fülle an Informationsmaterial. Hieb- und stichfestes Argumentationsmaterial etwa gegenüber den Ignoranten, die meinen, sie müssten der Kultur Sparmaßnahen aufzwingen oder gar den Geldhahn gänzlich zudrehen. Die Ahnung, es liege viel im Argen bei den Kulturschaffenden im Vergleich zur satten bürgerlichen Gesellschaft, wird bei der Lektüre des Bandes zur Gewissheit. Wolfgang Schneider, Direktor des Instituts für Kulturforschung (Universität Hildesheim), bringt es im Prolog ohne Umschweife auf den Punkt: „Kunst bringt keineswegs Gunst, im Gegenteil – sie führt unweigerlich ins Prekariat“. Die Altersarmut unter den Künstlern der derzeit tätigen Generation sei also vorprogrammiert. Da hilft auch die Künstlersozialkasse KSK nicht aus der Bredouille.

Die Einleitung von Günter Jeschonnek, Geschäftsführer des Fonds Darstellende Künste, verschafft in gestraffter Form einen Überblick der Beiträge, die in den drei Kapiteln Studien, Diskurse und Symposium aufgeführt werden. Außerdem weist er auf die Realität der Kulturfinanzen hin: In der Regel machten die Etats zwischen einem und drei Prozent der Gesamthaushalte aus. Davon wiederum erhielten die freien Theater und Tanz lediglich höchstens 2,5 Prozent. „Was kann hier noch eingespart werden?“ fragt er rhetorisch.

Erleichtert wird der Zugang bei den Studien mit der Rubrik „Zentrale Ergebnisse aus dem jeweiligen Kapitel“. Untersucht werden u. a. die wirtschaftliche Lage der Theater- und Tanzschaffenden und deren Perspektiven in Deutschland. Unternehmerische Kulturförderung ist ebenso Thema wie der Status der Künstler und Künstlerinnen. In den Diskursen wird beispielsweise über „Kreative Arbeit – die Arbeit der Zukunft“ geschrieben. Das Symposium „Die Lage der Theater- und Tanzschaffenden im Kontext internationaler Mobilität “ in der Berliner Akademie der Künste schüttet weiteres Material aus. Bei Fakten und Diskussionen werden nationale und internationale Aspekte verhandelt, u. a. bei Publikumsdiskussionen. Jede Menge Fußnoten verweisen auf die Herkunft von Zitaten und Informationen, da lässt sich gut weiter forschen.

Kurzbiographien der Verfasser geben weitere Hinweise. Letztlich steckt hinter allem die Frage: Wie und wo können Theater und Tanz im 21. Jahrhundert stattfinden? Eine Strukturdebatte zur gesamten Theater- und Tanzlandschaft ist notwendig und längst überfällig. (S.190) Dieses Buch rüstet für die Debatte mit überzeugenden Inhalten und Wissensgrundlagen, die die jetzige Situation deutlich und unmissverständlich aufzeigen. Es besteht kein Grund, passiv abzuwarten und den Kopf in den Sand zu stecken, denn selbst in Politikerkreise ist die Erkenntnis vorgedrungen, dass Kultur ein Lebensgut ist – und neben dem unschätzbaren ideellen Wert ein erheblicher Wirtschaftsfaktor.

Die Kulturstiftung des Bundes hat es mit dem Tanzplan vorgemacht, wie der lange vernachlässigte Tanz überregional gefördert werden kann. Die Gründung des Bundesjugendballetts ist ein weiteres Indiz für eine Öffnung. Mit dem Report kann auch regional Überzeugungsarbeit geleistet werden, um den endgültigen Durchbruch zu schaffen.

Auf geht’s! Report Darstellende Künste Wirtschaftliche, soziale und arbeitsrechtliche Lage der Theater- und Tanzschaffenden in Deutschland Hrsg. Günter Jeschonnek für den Fonds Darstellend Künste Kulturpolitische Gesellschaft e.V.
Klartext Verlag Essen 2010

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