Mozart wäre wohl hoch beglückt

Die Oper „Idomeneo“ mit Balletteinlagen von Heinz Spoerli

Zürich, 25/02/2010

Was würde wohl Mozart sagen zu den Balletteinlagen für seinen „Idomeneo“ am Zürcher Opernhaus? Wenn er sie heute sehen könnte, wäre er wohl hoch beglückt. Er müsste staunen über die Entwicklung, die das Ballett seit der Uraufführung seiner Oper anno 1781 in München gemacht hat. Schon damals gab es Tanz zu „Idomeneo“. Denn gemäss der Tradition der französischen tragédie lyrique, in der diese Oper trotz italienischem Text steht, gehören Balletteinlagen dazu.

Mozart würde in Zürich bestimmt zu Heinz Spoerli gehen und ihm für seine Choreografie gratulieren. Sich ein bisschen in die beiden federleichten Tänzerinnen Galina Mihaylova und Viktorina Kapitonova verlieben. Ob der Tanzkünste von Arman Grigoryan (Neptun) bliebe ihm der Atem weg, ebenso angesichts der Partner der beiden Tänzerinnen, Vahe Martirosyan und Stanislav Jermakov. Auf die schönen Bodies der übrigen zehn männlichen Mitwirkenden wäre der kleingewachsene Mozart vielleicht ein bisschen neidisch.

Bei der Uraufführung des „Idomeneo“ war Mozart 25 Jahre alt. Über die damalige Tanzpraxis weiss man wenig. Jedenfalls wurden die Balletteinlagen in späteren Aufführungen meist weggelassen. Und wenn ein bisschen Tanz dazu kam: Eine so kunstvolle und ausführliche Choreografie wie jene in Zürich dürfte kaum existieren.

Der Tanz beginnt schon bei der Ouvertüre, wo Schattengestalten den Krieg zwischen Griechen und Trojanern nachzeichnen. Dann wirbelt Neptun herum, der Wassergott, der den kretischen König Idomeneo aus Seenot gerettet hat. Unter der Bedingung, dass er ihm den ersten Menschen opfere, den er auf seiner Heimatinsel antreffe – und das ist Idamante, der eigene Sohn. Im Lauf der drei Akte tauchen Neptun und sein Gefolge erneut auf – mehrmals in neoklassischer Manier und sportlicher Dynamik. Einmal ballen sich die Tanzenden zu einem Meerungeheuer zusammen, das an Bilder von Arnold Böcklin erinnert. Und am Schluss der Oper, die entgegen der griechischen Mythologie zu einem Happy End kommt, folgt noch ein viertelstündiges Ballett ganz in Weiss. Eine Hochzeitsfeier im Stil des Fin de Siècle.

Klar, dass sich Mozart auch bei den Hauptträgern der außergewöhnlichen Zürcher Aufführung bedanken würde: Dem Dirigenten Nikolaus Harnoncourt, der mit seinem Sohn Philipp zusammen auch für die Regie verantwortlich zeichnet. Und den Sängern und Sängerinnen Saimir Pirgu (Idomeneo), Julia Kleiter (Ilia), Marie-Claude Chappuis (Idamante), Eva Mei (Elettra), Christoph Strehl (Arbace) und Rudolf Schasching (Gran Sacerdote).

Premiere am 20.Februar. Weitere Aufführungen bis 7.März.
www.opernhaus.ch

 

 

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