Tanzende Figuren

Ausstellung im Stadtmuseum St. Pölten

St. Pölten, 15/04/2008

Tanzfiguren aus der Sammlung Alain Bernard präsentiert das im Vorjahr eröffnete Stadtmuseum St. Pölten/Niederösterreich. Seit Jahrzehnten sammelt Bernard nicht nur Tanzfiguren. Seine Tanzkollektion mit zehntausenden Exponaten gehört zu den weltweit größten Tanzsammlungen, ein Teil befindet sich im Schweizerischen Archiv für Tanzkunst in Lausanne.

Eine Sonderstellung nehmen die rund 200 „tanzenden Figuren“ ein. Wer die Gelegenheit nutzt, die exquisite Ausstellung mit 115 ausgewählten Tanzfiguren in St. Pölten zu besuchen, spürt die Leidenschaft und Akribie, mit der Bernard hinter seiner Sammlung steht. Die Figuren stammen aus drei Jahrhunderten, von 1755 bis zur Gegenwart. Wahre Wunderwerke der Porzellankunst sind da zu betrachten. Selten standen die Tänzerinnen und Tänzer direkt Modell. Zumeist wurden die Figuren nach Bildern bzw. später Fotographien geformt. Jan Stanislaw Witkiewicz, der auch den hübschen Katalog mit den bedeutendsten Figuren der Ausstellung zusammenstellte (9 €), konnte fast jede Figur anhand von Fotos identifizieren. In manchen Fällen sind die Abbildungen auch dazu ausgestellt.

Die älteste und besonders kostbare Figur stellt eine Menuett-Tänzerin der Porzellanmanufaktur Höchst um 1755 dar; wahrscheinlich handelt es sich um Marie Sallé. Mehrere Figuren zeigen Fanny Elßler. Ein Schwerpunkt liegt auf Darstellungen von Ballets-Russes-Balletten, deren Popularität sich in der Quantität wie Qualität der Tanz-Figuren widerspiegelt. Zu den Höhepunkten zählen Mikhail Fokin als Zarewitsch Iwan aus „Der Feuervogel“ aus Leningrad 1921 und Tamara Karsawina als Sobeide aus der „Scheherazade“, entstanden für Rosenthal 1928.

Auch Modern Dance und Ausdruckstanz sind in der Ausstellung vertreten, beispielsweise Martha Graham und Ted Shawn im „Spanischen Tanz“ für Rosenthal 1928, Yvonne Georgi und Julian Algo im „Persischen Ballett“ für Dux ca. 1930 und Ruth Saint-Denis aus Berlin 1911. Für nahezu alle Figuren konnten Bernard und Witkiewicz auch den Schöpfer des Entwurfs recherchieren. Mit detaillierten Beschriftungen gewährt die Ausstellung zudem Einblicke in die Tanzgeschichte. Über Transkriptionsfehler wie Richard Strauß (statt: Strauss) sieht man angesichts der Fülle an Informationen gerne hinweg.

Zu sehen bis 1. Juni 2008 im Stadtmuseum St. Pölten, Mittwoch bis Sonntag 10 bis 17 Uhr. Geschlossen am 1. Mai. Eintritt: 5 Euro. www.stadtmuseum-stpoelten.at
 

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