Im Kampf mit sich selbst

Esther Balfe mit ihrer neuen Choreografie „Neverlast“

Wien, 15/01/2007

Die Box Union Favoriten ist sehenswert. Die Trainingsschule im Souterrain in der Quellenstraße hat nicht nur ihren speziellen, aus Schweiß und Feuchtigkeit getränkten Geruch. Die Wände sind behängt mit historischen Fotos prominenter und lokaler Faustkämpfer. Am Ende des rechwinkeligen Raums: der klein anmutende, angeblich aus der Jahrhundertwende stammende Box-Ring, in dem Choreografin Esther Balfe mit Ensemble ihre neue Choreografie „Neverlast“ austrägt. Seit einigen Jahren befasst sich Balfe mit dem Zusammenhang von Gehirn und Bewegung. Ein Verwandter litt an Morbus Huntington, eine Freundin, die Feldenkrais-Spezialistin Henny Heller, hat die Parkinsonsche Krankheit. Die über 70 Jahre alte Henny Heller ist auch in der einstündigen Performance „Neverlast“ die treibende Kraft. Mit Autorität und Witz hat sie blitzartig das Publikum im Griff, das bereitwillig aufschlussreiche Übungen mitmacht.

Heller behält Platz im Ring. Und Balfe und die Tänzer Mani Obeya und Daphne Strothmann hantieren in der Folge mit dem Thema der Einschränkungen. Kantige, scharfe Bewegungen werden formuliert, die vom Leib wie abgespalten wirken: Als wunderte sich der beobachtende Kopf, was die Gliedmaßen seines Körpers anstellten. Balfe und Obeya verlieren sich nahezu in einen furiosen Taumel gesteuerter Steuerlosigkeit. Das atmosphärische Raunen liefert Sofa Surfer-Mann Wolfgang Schlögl.


Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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