Eine kambodschanische Zauberflöte

Klassische Hoftänze in Form eines Tanzdramas aus Kambodscha

Wien, 10/12/2006

Dass nun eine intakte Aufführung klassischer Hoftänze in Form eines Tanzdramas aus Kambodscha im Schönbrunner Schlosstheater (bis 13. Dezember) über die Bühne geht, mag immer noch wie ein Wunder wirken.

Nur wenige kambodschanische Tänzerinnen hatten das Gräuelregime der Roten Khmer überlebt. Vor wenigen Jahren ging eine berührende Film-Doku um die Welt, die von der Spurensuche der Jahrhunderte alten Hoftänze handelte.

Klassisch Peter Sellars beauftragte im Bewusstsein um die politischen Krisenherde für sein Wiener New-Crowned-Hope-Festival die Choreografin Sophiline Cheam Shapiro, das Mozartsche Zauberflöten-Libretto mit den Mitteln des klassischen kambodschanischen Tanzes zu erzählen.

Bei der heftig akklamierten Uraufführung „Pamina Devi“ mit Tänzerinnen, Sängern und Musikern des Khmer Arts Academy Ensembles entfaltete sich auf der etwas kleinen, atmosphärisch aber gut passenden Bühne die Pracht einer außerordentlichen Kunstsprache.

Als spirituelles Zeremoniell eröffnet, erzählt Shapiro in großen Zügen das Zueinanderfinden der durchaus selbstbestimmt handelnden Pamina mit Tamino. Sämtliche Rollen werden von Frauen getanzt. Der Text des Chors in Khmer ist durch deutsche und englische Übertitel gut zu lesen. Trotz der streng verschlüsselten gestischen Zeichensprache wird in der hundert Minuten dauernden Vorführung die Dramatik klar verständlich. Man findet sich rasch ein in den von einer rhythmisch wiegenden Körpersprache bestimmten Abend, den auch musikalisch eine meditative Ruhe durchzieht. All die grausamen Irrtümer dieser Welt, lautet die Botschaft, überdauert ein göttlicher Kosmos. Die von Shapiro sanft erneuerte Tanzkunst der Khmer sucht den Einklang.

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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