Echt EU: Tanzhäuser-Liaison

Tanzquartier Wien verbindet sich u.a. mit Paris, London, Düsseldorf, Cork

Wien, 27/02/2006

Der Schritt, sich international zusammenzutun, ist fast logisch. Dem Tanzquartier Wien, seit der Eröffnung 2001 unter der Leitung von Sigrid Gareis, ist im Zusammenspiel mit wesentlichen anderen europäischen Tanzhäusern ein von der EU mitgetragenes Netzwerk-Projekt geglückt. Hinter dem Titel IDEE verbirgt sich die englische Definition dessen, was die Tanzhaus-Chefs in Paris, Oslo, Stockholm, London, Cork, Düsseldorf und Wien vorerst für drei Jahre anstreben: Initiatives In Dance Throughout European Exchange. Auf Deutsch: Tanzinitiativen durch europäischen Austausch. Wobei Tanzquartier-Intendantin Gareis wichtig war, ähnlich geführte Tanzhäuser unter einen Hut zu bringen. Sie sollten ganz dem zeitgenössischen Tanz gewidmet sein und nicht von einem aktiv tätigen Künstler geführt werden. Interessant, dass fünf der sieben IDEE-Mitglieder nationale Tanzhäuser sind. Die Ausnahmen, weil städtisch budgetiert, sind Wien und Düsseldorf. Jeder der IDEE-Partner zahlt jährlich in den Verbund rund 56.000 - ein und erhält über die EU rund 45 Prozent zurück. Abgesehen davon, dass sich die Partner gegenseitig stützen - derzeit ist das Tanzhaus im irischen Cork von der Schließung bedroht -, geht es um offensive Künstler-Förderung. Neue Formen der Koproduktion sollen ebenso möglich werden wie neue Auftrittsformate. Gemeinsam ausgewählte Künstler werden präsentiert. Über die Gastspiele hinaus werden Einzelnen auch so genannte längerfristige „Residencies“ angeboten. Laborarbeit und Vorträge gehören dazu, aber auch die Förderung von Anfängern in Form von „Carte Blanche“- Stipendien. Die Errichtung von Tanzhäusern nimmt europaweit zu. Das „Dansens Hus“ in Oslo ist dabei die jüngste Gründung. Die ersten Rufe danach wurden bereits, auch in Wien, in den 20er-Jahren laut. Bis zur Gründung der ersten Bühnen (samt Studios und Büros) sollten allerdings noch Jahrzehnte vergehen. Die Etablierung zahlreicher Centres Chorégraphiques in Frankreich seit den späten 60er-Jahren setzte einen Maßstab. Dem Choreografen Jiri Kylián gelang 1982 die Durchsetzung eines Theaterneubaus für das Nederlands Dans Theater in Den Haag. Der Architekt hieß, damals noch unbekannt, Rem Koolhaas. Mittlerweile gehören Tanzhäuser zum Selbstverständnis einer Szene. In Österreich subventioniert der Bund das choreographic centre linz. Erst kürzlich meinte Kunststaatssekretär Franz Morak, dass er ähnliche Neugründungen unterstützen wird.

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

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