Im Sog der Bewegungen

Choreografien der CobosMika Company

München, 16/09/2004

Unter dem Titel „A Stream“ zeigten Olga Cobos und Peter Mika, die seit vier Jahren ein Choreografen-Duo bilden, zwei Tanzstücke in der Muffathalle. Das erste wurde als eine völlige Neubearbeitung des Trios „Episod III“ ausgewiesen, das zweite als brandneues Quartett angekündigt. Für beide Teile nutzten CobosMika die mal minimalistischen, mal esotorisch-sphärischen Klänge von Maxime Iioudine, die, beinahe diskret im Hintergrund gehalten, ihre reiche Phantasie für Bewegungen zwischen Boden und Hebungen beflügelte. Beide Stücke sind geprägt durch Moves von plastisch anmutender Intensität, die einer organischen Bewegungsfindung sowie aussagekräftigen Phrasierungen und Dynamiken entspringt. Was aber wurde ausgesagt? Trotz des jederzeit erkennbaren Partnerbezugs blieb das spannend in der Schwebe. Dass der Fokus zwischen Olga Cobos und ihren Partnern Volker Michl oder Jesus Cobos ständig wechselt, deutet in der Abfolge der verschiedenen Soli, alternierenden Duette und Trios natürlich auf Momente einer Beziehung im Wechsel oder wechselnder Beziehungen. Wenn da Berührungen vorsichtig erprobt werden, die den Partner erst hindern, dann stützen und entsprechende Reaktionen anstoßen, gelingen immer wieder Momente voller Poesie. Das Subtile dieser Momente verdankt sich unter anderem der hohen Musikalität und Ökonomie, mit der Choreografie und Tänzer die sparsamen Soundimpulse differenziert umsetzen.

Im ersten Teil schufen schmale Lichtkorridore auf beiden Seiten wechselnde Räume. Die Beleuchtung (Michael Kunitsch) unterstrich den Formwillen der Choreografen und half, dass die lediglich drei Tänzer die große Bühnenfläche der Muffathalle immer gut füllten. Am Anfang des zweiten Teils zeigte ein Slow-Motion-Gang von Olga Cobos, wie diese Tänzerin einen Raum erobern kann. Er wiederholte sich strukturbildend am Ende. Es kamen langsame Counterbalancen hinzu, und das Auftreten von Sonia Rodriguez als zweiter Tänzerin ermöglichte wechselnde Pas de deux und Quartette. Einzuwenden ist, dass in diesem neuen Teil das choreografische Material noch zu unvermittelt nebeneinander steht. Doch auch hier waren Einengung oder Erweiterung, Auseinandersetzung, Zusammenfinden und Sich-Auffangen als Beziehungsgeschehen lesbar und mit akrobatischen Elementen temporeich umgesetzt. Neben einem langsamen Solo von Olga Cobos faszinierten auch die Geschmeidigkeit und Präzision der anderen Tänzer, ihre Aufrichtigkeit in Momenten der Ruhe und ihre Hingabe an die Dynamik. Immer wieder erneuerten neue Impulse, die ein Tänzer auf den Körper des anderen übertrug, die Sogkraft der Bewegungen, die ungeschönt einfach schön waren.

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