Zum zehnten Todestag von Rudolf Nurejew

oe
Stuttgart, 06/01/2003

Wie denn das? Zehn Jahre sollen bereits seit dem Tod von Rudolf Nurejew vergangen sein? Weilte er denn nicht gestern noch unter uns? Ich kenne jedenfalls keinen Tänzer, der zehn Jahre nach seinem Tod noch so in unseren Gesprächen gegenwärtig wäre, von dem so oft der eine oder andere Film im Fernsehen auftaucht, ganz zu schweigen von seinen Klassikerproduktionen – wie beispielsweise in diesen Tagen unserer neudeutschen „La Bayadère“-Manie die Videoaufzeichnung seiner Einstudierung (es war seine letzte) an der Pariser Opéra (noch ohne vierten Akt).

Das liegt natürlich daran, dass Nurejew der erste Tänzer war, den das Fernsehen auf Schritt und Tritt begleitete (verfolgte?) – wie es vor ihm keinem anderen vergönnt war, keinem Nijinsky, keinem Tschabukiani, keinem Lifar, auch keinem Erik Bruhn, um nur ein paar der größten Tänzerpersönlichkeiten des vorigen Jahrhunderts zu nennen. Insofern ist er eigentlich nur vergleichbar mit der Callas, die ja ebenfalls auch über zehn Jahre nach ihrem Tod noch immer unangefochtene Referenzperson als Sängerin ist.

Bei Nurejew kommt noch etwas Anderes hinzu: Dass er wie kein anderer Tänzer neben ihm (und deren gab und gibt es bekanntlich unendlich viele) zur Identifikationsfigur der Schwulen-Bewegung wurde, die ja weltweit gerade während seiner Haupt-Karrierejahre einen so ungeheuren Auftrieb nahm. Und so ist denn auch zehn Jahre nach seinem Tod, am Anfang des neuen Jahrtausends, noch kein Ende seines Weiterwirkens abzusehen. Und das ist auch gut so! Im Übrigen kann ich nur jedem empfehlen, der noch einmal die bemerkenswerte Karriere dieses Ausnahmetänzers rekapitulieren möchte, den fabelhaften Artikel zu studieren, den Klaus Geitel in der jüngsten Ausgabe von „europe´s leading dance magazine“ veröffentlicht hat.

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