Jean-Philippe Rameaus „Les Indes galantes“

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Heidelberg, 31/05/2002

Eigentlich hatte ich vor, heute nach Heidelberg zu fahren, zu Jean-Philippe Rameaus „Les Indes galantes“, seinem Ballet-héroique von 1735/36. Das ist eines der anspruchsvollsten Stücke des barocken Musiktheaters, mit großem Sänger- und Tänzeraufgebot, das wir zuletzt 1998 in einer semiszenischen Aufführung in Ludwigsburg unter der Leitung von Frieder Bernius, choreografiert von Marco Santi und Christian Spuck, erlebt haben. Immerhin machte mich stutzig: Heidelberg und diese unerhört aufwändigen „Indes galantes“ mit Prolog und vier Entrées („Le Turc généreux“, „Les Incas du Pérou“, „Les Fleurs, fête persane“ und „Les Sauvages“) und mit einer, laut „Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters“, Aufführungsdauer von dreieinhalb Stunden!?

Die Heidelberger Produktion läuft unter dem Titel „Die Gesetze der Liebe“, verzichtet auf jegliche Ballettmitwirkung, streicht laut Kritik in der Rhein-Neckar-Zeitung das Bild „Der großmütige Türke“ und ist im Spielplan mit einer Vorstellungsdauer von 105 Minuten angekündigt. Da habe auch ich lieber verzichtet – und freue mich eher auf die für den 11. Mai 2003 angekündigte Zürcher Erstaufführung unter der Leitung von William Christie mit den Arts Florissants und dem Zürcher Ballett – von der ich mir einfach nicht vorstellen kann, dass Christie eine Verstümmelung des Werkes à la Heidelberg zulässt.

Ich frage mich allerdings, warum sich Irina Pauls die Gelegenheit einer Mitwirkung ihres TanzTheaters an einem der heute doch so beliebten Cross-over-Projekte entgehen lässt. Ist ihre Kompanie so überbeschäftigt, dass keine Probenzeit dafür zur Verfügung stand? Oder ist sie sich bloß zu fein, um sich an einer Operninszenierung zu beteiligen? Zumal da sie ihr und ihrer Equipe doch sicher einen zusätzlichen Popularitätsbonus eingebracht hätte. Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass sich Daniela Kurz in Nürnberg eine solche Chance hätte entgehen lassen.

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