Französisch Rustikales mit britischem Humor
Frederick Ashtons „La fille mal gardée“ am Bayerischen Staatsballett
Gott sei Dank! Vier Tage nach dem Debakel von Essens „La Fille mal gardée“ in Zürich, die vierte Vorstellung der Neueinstudierung vom 2. September in der Basler Spoerli-Fassung von 1981. Das ist der Spoerli, den wir schätzen: musikalisch bis in die Fußspitzen, heiter, jung, humorsatt und unwiderstehlich gute Laune stiftend.
Fabelhaft detailliert und individuell ausgearbeitete Rollenprofile – besonders die beiden mit sichtlicher Wonne augenzwinkernd getanzten Partien der Witwe Simone (Dirk Segers – weit entfernt von den üblichen pantomimischen Klischees) und des Zappelphilipps Alain (Nicolas Blanc). Geradezu ansteckend in ihrer überschwappenden Joie de vivre die vier Freundespaare. Das Corps de Ballet: so ganz und gar nicht gedrillt und doch wunderbar harmonisch gleichgestimmt und linienpräzise.
Das Hauptpaar allerdings, Lise und Colas, wünschte ich mir etwas charmanter und temperamentvoller – nicht gar so klassisch etepetete wie hier von Lara Radda und Stanislaw Jermakov dargeboten. Aber das ist vermutlich eine Frage – nicht der Choreografie, sondern der Interpretation. Neben Ashtons doch sehr englischer Version nimmt sich Spoerlis „Fille“ viel französischer aus, leichter, unbeschwerter, jugendfrischer – musikalisch in der Bearbeitung von Jean-Michel Damase filigraner als der aufgedonnerte Lanchbery.
Ganz anders eben. Ich wünschte mir, Stuttgart hätte diese Produktion eingekauft – und nicht den inzwischen doch schon reichlich global-betagten Ashton. Große Erleichterung nach der Essener Erfahrung: dass Ballett so ausgesprochen Spaß machen kann!
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