Spoerlis „La Fille mal gardée“

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Zürich, 19/09/2001

Gott sei Dank! Vier Tage nach dem Debakel von Essens „La Fille mal gardée“ in Zürich, die vierte Vorstellung der Neueinstudierung vom 2. September in der Basler Spoerli-Fassung von 1981. Das ist der Spoerli, den wir schätzen: musikalisch bis in die Fußspitzen, heiter, jung, humorsatt und unwiderstehlich gute Laune stiftend.

Fabelhaft detailliert und individuell ausgearbeitete Rollenprofile – besonders die beiden mit sichtlicher Wonne augenzwinkernd getanzten Partien der Witwe Simone (Dirk Segers – weit entfernt von den üblichen pantomimischen Klischees) und des Zappelphilipps Alain (Nicolas Blanc). Geradezu ansteckend in ihrer überschwappenden Joie de vivre die vier Freundespaare. Das Corps de Ballet: so ganz und gar nicht gedrillt und doch wunderbar harmonisch gleichgestimmt und linienpräzise.

Das Hauptpaar allerdings, Lise und Colas, wünschte ich mir etwas charmanter und temperamentvoller – nicht gar so klassisch etepetete wie hier von Lara Radda und Stanislaw Jermakov dargeboten. Aber das ist vermutlich eine Frage – nicht der Choreografie, sondern der Interpretation. Neben Ashtons doch sehr englischer Version nimmt sich Spoerlis „Fille“ viel französischer aus, leichter, unbeschwerter, jugendfrischer – musikalisch in der Bearbeitung von Jean-Michel Damase filigraner als der aufgedonnerte Lanchbery.

Ganz anders eben. Ich wünschte mir, Stuttgart hätte diese Produktion eingekauft – und nicht den inzwischen doch schon reichlich global-betagten Ashton. Große Erleichterung nach der Essener Erfahrung: dass Ballett so ausgesprochen Spaß machen kann!

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