Das Zürcher Ballett mit Spoerli-Choreografien

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Ludwigsburg, 21/06/2001

Er gehört seit rund einem viertel Jahrhundert zu den Stammgästen der Ludwigsburger Schlossfestspiele: Heinz Spoerli – zuerst mit seinem Basler Ballett, dann mit dem Rheinopernballett aus Düsseldorf-Duisburg und jetzt abermals mit dem Zürcher Ballett. Spoerli, von Kleiber und Orlikowsky geprägt, ist ein Mann des klassischen Balletts – nicht unbedingt des klassisch-akademischen Balletts. Dafür hat er seinem Vokabular zu viele Elemente des zeitgenössischen Tanzes jenseits der Danse d´école anverwandelt, besonders auch solche des Sports.

Immer choreografiert er strikt musikbezogen – die Balanchine-Traditionslinie ist unübersehbar. Anders als Balanchine ist er auch ein Profi des abendfüllendes Handlungsballetts – und des Humors. Auf dem Programm seiner zwei Vorstellungen im Ludwigsburger Forum-Theaters stehen diesmal als Übernahmen aus dem Zürcher Repertoire die „Folk Songs“ von Berio und die fünfte der Bachschen Suiten für Violoncellos solo (aus dem Bach-Abendfüller „...und mied den Wind“) sowie, als Uraufführung „All Shall Be“ (wieder so ein entbehrlicher englischer Titel) zu Bachs Orchestersuite in D-Dur (BWV 1068) – alles live musiziert vom Zürcher Ensemble „Opera Nova“, beziehungsweise dem Ludwigsburger Festspielorchester unter der Leitung von Thomas Barthel und Wolfgang Gönnenwein, mit Ursula Ferri als temperamentsvoller Gesangssolistin und Claudius Herrmann als Solocellisten. Alles in allem ein Abend und ein Programm als Sympathiewerber für das Zürcher Ballett – auch wenn es bei der Uraufführung anfangs noch ein bisschen mit der Koordination haperte.

Gute Laune stifteten sogleich die „Folk Songs“, Spoerlis grünstichiges Wolken-Baiser, serviert auf Laserstrahlenbündeln. Seriöser ging´s dann im Feuerkreis der Bachschen Solosuite zu, die die Kompanie und ihre Solisten, insbesondere Ilja Louwen, Yen Han und Karine Senca, Jens Weber und Farnçois Petit, in schnittiger Rasanz präsentierten. Einigermassen überraschend sodann das neue „All Shall Be“ zur großen Orchestersuite (das ist die mit dem berühmten Air), deren trompetenüberglänztes Pathos Spoerli durch mancherlei ironische Schlenker (der kontrapunktisch zum sonstigen Körper geführten Beine) bricht. Es ist ein fröhliches, schmunzelnd goutiertes Ballett, das mit Elan über die Bühne fegt und die Kompanie noch einmal von ihrer Schokoladenseite präsentiert, die freilich noch des technischen Nachschliffs bedarf.

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