Arbeiten von Isabelle Schad und Laurent Goldring
Arbeiten von Isabelle Schad und Laurent Goldring

A Room Full of Particles. A Living Archive

Interviewreihe zum Förderprogramm DIS-TANZ-SOLO: Isabelle Schad, Tänzerin und Choreografin

Isabelle Schad nutzte die Förderung zur Gestaltung eines lebendigen Archivs und zur Bestandsaufnahme ihrer bisherigen künstlerischen Arbeit – eine Rückbesinnung auf ein ganzes Leben.

Berlin, 13/01/2022

Im vergangenen, von der Corona-Pandemie geplagten Theaterjahr unterstützte das Förderprogramm DIS-TANZ-SOLO vom Dachverband Tanz Deutschland e. V. als Teil des HILFSPROGRAMMS TANZ / NEUSTART KULTUR soloselbständige Tanzschaffende. In einer Interviewreihe befragt tanznetz.de einige Künstler*innen, deren künstlerische Projekte im Rahmen dieses Programms gefördert wurden, zu ihren Erfahrungen mit DIS-TANZ-SOLO. Wie bewerten sie den Nutzen und die Nachhaltigkeit der Förderung? Und welchen Stellenwert nimmt diese für das künstlerische Schaffen in Zeiten der Pandemie ein?

Isabelle, was war Deine Idee für DIS-TANZ-SOLO?
In Zeiten der Pandemie gab und gibt es Raum für Besinnung: Besinnung was und warum etwas getan wird, was bereits geschaffen wurde, und wie dieses Schaffen festgehalten und für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann. Mehr als eine Idee sind es Fragen, die mich für mein DIS-TANZ-SOLO-Projekt inspiriert haben: Wie kann eine Arbeit, in der die viszerale Erfahrung des Zusammenkommens, des Zusehens in den Mittelpunkt rückt, greifbare Formen und Spuren hinterlassen? Wie kann unsere Wahrnehmung erfasst werden? Wie kann ein Archiv in Bewegung kommen und einzelne Bestandteile der Arbeit verbinden?

Warum hast Du dieses Förderprogramm gewählt?
Ich habe dieses Förderprogramm gewählt, weil es mir ermöglicht hat, mich mit Intensität, Kontinuität und Experimentierfreude der Arbeit des Archivierens zu widmen. Bisher konnte ich dies stets nur innerhalb kleinster Zeitfenster, „ganz nebenbei“ und als vorwiegend projektbezogene Dokumentation leisten.

Was hat die Förderung speziell in den hochpandemischen Zeiten für Dich bedeutet? Finanziell und inhaltlich?
Es gab dadurch mehr finanzielle Sicherheit und Kontinuität in meiner Arbeit am Archivieren. Zugleich war es natürlich auch eine Rückbesinnung auf ein ganzes Leben, das so eng mit der künstlerischen Arbeit verwoben ist. Es war wie eine Reise durch mehrere Leben, durch Transformationen, Veränderungen, aber auch fortlaufende Prozesse, Verbindungen mit anderen Menschen, Künstler*innen...

Stehen Antragsaufwand und Nutzen im richtigen Verhältnis?
Ja, es war definitiv erfreulich, dass sich sowohl Antrags- als auch bürokratischer Aufwand in Grenzen hielten, eine sehr positive Entwicklung, die wir unbedingt aufrechterhalten sollten.

War der Förderzeitraum ausreichend, um Dein Projekt abzuschließen bzw. zu wirklicher Vertiefung zu gelangen?
Projekte des Archivierens und Aufarbeitens sind natürlich nie abgeschlossen, aber wir konnten dennoch ein gutes Stück vorankommen und haben unsere Website erfolgreich als ein lebendiges Archiv strukturieren können. Auch aufwendigere Projekte sind unter einer neuen Rubrik „Living Archive“ entstanden. „A room full of particles“ ist aus dem Netz vieler Künstler*innen, mit denen ich in den letzten 20 Jahren zusammengearbeitet habe, entstanden. Und die visuelle Reise durch die Kollaborationen mit Laurent Goldring mit seinen Bildern und Video Loops ist für mich etwas ganz Besonderes...

Wie nachhaltig findest Du Dein Projekt? Kannst Du jetzt noch davon profitieren?
Definitiv. Diese Online-Archivierung ist etwas, das fürs ganze Leben und darüber hinaus existiert und das sich im Laufe der Jahre immer weiterentwickeln wird.

Würdest Du anderen Künstler*innen oder Tanzschaffenden eine Bewerbung bei dieser Förderung empfehlen?
Auf jeden Fall: Machen!!

Was bedeutet der Begriff „Distanz“ – DIS-TANZ – für Dich?
Ein Wortspiel, das sich mit den Gegebenheiten der Pandemie beschäftigt, sich mit unserem Manko an Nähe und Empathie auseinandersetzt…Wir haben ja alle darunter gelitten, und es als absurd empfunden, dass gerade das, was den Tanz ausmacht, nicht mehr möglich sein sollte...
Tanz hat doch mit Berührung zu tun, im wörtlichen wie metaphorischen Sinn. Wir haben also versucht, uns auch in der Distanz mit diesen elementaren Grundgedanken zu beschäftigen...

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