Festival Opening 2025 MuseumsQuartier: Veronica Kaup-Hasler, Bettina Leidl und Karl Regensburger

Sommer in Wien bedeutet ImPulsTanz

Eine persönliche Bilanz

Dieses Festival hat in über vierzig Jahren seines Bestehens die Geschichte des zeitgenössischen Tanzes maßgeblich mitgeprägt. Bei allem Verständnis, dass überall und somit auch bei der Kultur gespart werden muss, sollte ImPulsTanz weiterhin ausreichend subventioniert werden.

Wien, 19/08/2025

Wenn eine Vielzahl an pink-violetten Fahrrädern in Wien zu sehen ist und gefühlt an jeder Ecke getanzt wird, dann ist wieder ImPulsTanz-Zeit. Aber was ist das Besondere an diesem Festival, das 1984 mit einer Workshopreihe begonnen hat und 1988 mit einer Performance-Schiene erweitert worden ist?

Es ist die Mischung aus Workshops auf unterschiedlichen Leveln, die von Amateuren und Profis besucht werden, (inter-)nationalen Produktionen, darunter auch immer einige Uraufführungen, Residenzen, Förderprogrammen, Ausstellungen, Buchpräsentationen, Symposien und Partys. Mit unter anderem danceWeb und [8:TENSION] Young Choreographers’ Series wird auch der professionelle Nachwuchs in großem Maße gefördert, und so manche Karriere hat in Wien begonnen. Schon früh hat man sich bei ImPulsTanz auch mit dem Thema Dance Ability auseinandergesetzt, und manche Workshops sprechen gezielt die Golden Agers an. An der Energie in den Theatern merkt man, dass die Vorstellungen von einem internationalen, aufmerksamen und kundigen Publikum besucht werden. Dieses setzt sich aus Tanzinteressierten, Tanzenden sowie Tanzschaffenden zusammen und ist generationenübergreifend.

Karl Regensburger, der das Festival 1984 gemeinsam mit Ismael Ivo, der 2021 leider zu früh verstorben ist, gegründet hat, leitet das Festival noch immer. Unterstützt von einem engagierten Team hat er ein Festival mit internationaler Strahlkraft geschaffen, das aus der Tanzwelt nicht mehr wegzudenken ist. Denn wo sonst hat man binnen viereinhalb Wochen die Möglichkeit, eine Vielzahl an aktuellen internationalen Kompanien und die neuesten Trends im zeitgenössischen Tanz und Performancebereich zu erleben? Aber auch dem Repertoire wird in der Programmschiene ImPulsTanz-Classic ein besonderer Stellenwert eingeräumt. In seiner enormen Dichte an Angeboten entsteht eine beeindruckende Intensität.

Austausch in familiärer Atmosphäre

Ich selbst war das erste Mal im Februar 1998 als junger Tanzstudent bei der leider damals zum letzten Mal stattfindenden Wintertanzwoche von ImPulsTanz und war von der Atmosphäre begeistert. Denn man hatte in kurzer Zeit die Möglichkeit, unterschiedliche Stile kennen zu lernen und von internationalen Lehrenden zu lernen. Diese Internationalität übte damals auf mich eine große Faszination aus. Was mich damals begeisterte, war das Miteinander von Amateur*innen, Studierenden und Profis. Auch jetzt kann man noch beobachten, dass die unterschiedlichsten Leute in einer sehr familiären Atmosphäre miteinander in einen Austausch kommen. Im Sommer 1998 habe ich dann unter anderem auch die große Gala des Nederlands Dans Theater im Burgtheater gesehen und war begeistert. Damals war es noch nicht so einfach, an Videos von zeitgenössischen Stücken zu kommen wie heute. 2006 dann der letzte Auftritt des Nederlands Dans Theater III im Rahmen eines ImPulsTanz-Special in Wien, den ich auch sehen durfte.

Als Zuschauer habe ich in den vergangenen 27 Jahren sicherlich auch so manches One-Hit-Wonder gesehen, aber auch faszinierende Entwicklungen wie jene von Akram Khan oder Sidi Larbi Cherkaoui mitverfolgen dürfen. Manche Produktionen sind noch sehr in meinem Kopf präsent, wie zum Beispiel das Solo „gloires du matin:)-(:“ von Marie Chouinard, das um 8.30 Uhr morgens gezeigt wurde. Auch ob dieser außergewöhnlichen Uhrzeit blieb es sicherlich vielen im Gedächtnis. Aber auch viele österreichische Produktionen wurden und werden bei ImPulsTanz gezeigt. Genannt seien hier unter anderem Willi Dorner, Philipp Gehmacher, Elio Gervasi oder Doris Uhlich, die seit 2008 als Choreografin und Performerin sowie seit 2009 als Lehrende dem Festival verbunden ist. 2013 kam ihre Erfolgsproduktion „more than naked“ bei ImPulsTanz zur Uraufführung und wurde zehn Jahre später als ImPulsTanz-Classic wiederaufgenommen.

Sommer bedeutet für mich seit 1998 auch immer ImPulsTanz. Zusagen zu Sommerpartys oder Ausflügen werden seitdem in Abstimmung mit dem Performancekalender getätigt. Aber wenn man, so wie ich heuer zum Beispiel 22 Produktionen sieht, dann muss das gut geplant sein. Das klingt vielleicht ein bisschen verrückt, aber das Schöne ist, dass man damit nicht allein ist und Jahr für Jahr alte Bekannte beim Festival trifft. Aber jetzt wieder zu den wichtigen Fakten ...

200.000 Besucher*innen

Bei der 42. Ausgabe, die von 10. Juli 2025 bis 10. August 2025 stattgefunden hat, wurden 46 Produktionen von 42 Kompanien in 125 Vorstellungen gezeigt. Die Vorstellungen waren restlos ausverkauft, die Warteschlangen an der Abendkassa so lang wie noch nie. Rund 53.500 Karten wurden ausgegeben, davon ca. 49.000 verkauft. Bereits zum öffentlichen Festival-Opening im Wiener Museumsquartier bei kühlem Wetter kamen 5.000 Besucher*innen. In 44 Studios wurden 260 Workshops abgehalten. 25.000 Teilnehmer*innen haben 367 Public-Moves-Tanzklassen bei freiem Eintritt an zehn Orten in Wien, Klagenfurt, Linz und Innsbruck besucht. Insgesamt verzeichnete ImPulsTanz 2025 bei allen Festival-Aktivitäten ca. 100.000 zahlende Besucher*innen und noch einmal so viele Besucher*innen bei kostenlosen Angeboten.

Bei einem Budget von knapp zehn Millionen Euro hat das Festival 2025 eine Eigenfinanzierung von knapp 50 Prozent durch Ticketverkäufe, Workshopgebühren und Sponsoring. Doch der finanzielle Rahmen wird durch jährlich steigende Kosten enger und es besteht auch die Sorge, dass die Förderungen gekürzt werden. Bei allem Verständnis, dass überall und somit auch bei der Kultur gespart werden muss, hofft man, dass ImPulsTanz weiterhin ausreichend subventioniert werden wird. Denn das Festival hat in über vierzig Jahren seines Bestehens die Geschichte des zeitgenössischen Tanzes maßgeblich mitgeprägt. Wien und Österreich sollten stolz sein auf diesen Erfolg, der international ausstrahlt. Hoffen wir also auf eine ausreichend finanzierte 43. Ausgabe von ImPulsTanz, die von 9. Juli bis 9. August 2026 stattfinden wird. Denn für viele ist seit Jahrzehnten ein Wiener Sommer ohne ImPulsTanz unvorstellbar. Wer noch nicht genug von ImPulsTanz hat, dem sei der kleine aber feine Einblick ins ImPulsTanz-Pop-up-Archive im Wiener mumok ans Herz gelegt, der noch bis 31. August 2025 möglich ist.

 

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