Zerbrechlicher Flow

Konstantin Tsakalidis sucht das Fragile in der Welt von heute

Stabilität am Ende. In „Fragile“ sucht Konstantin Tsakalidis nach Fragen der Unbeständigkeit

Leipzig, 25/02/2023

Was macht es mit den Menschen, wenn die Welt in Unordnung kommt? Auf diese Suche begeben sich fünf Tänzer*innen unter der fachkundigen Leitung von Konstantin Tsakalidis, Choreograf und Leiter des Tanzstudios Tanz-Zentrale, und der musikalischen Unterstützung des Bratschisten Cenk Erbiner. Das Ergebnis ist das Stück „Fragile“, das nun im Werk 2 im Leipziger Süden herauskam.

Das ist über weite Strecken ein Flow von fünf Einzeltänzer*innen, die punktuell zusammenkommen, aber zum größten Teil eben nicht. Es dauert bis sie Berührungen zulassen, statt dessen gibt es einzelne, oft große Bewegungsbögen. Diese werden durch die Gruppe gereicht, aber ohne sie zunächst zu etwas Gemeinsamen zu formen, das Fragile des Titels geht einher mit einer Angst oder Scheu. Erbiner erzeugt dazu verschiedenste Töne oder auch nur Geräusche auf seiner Bratsche, loopt oder spielt auch live zu vorproduzierten Elektro-, Klavier oder Rockstücken.

Doch dann formiert sich aus diesen tanzenden Monaden doch eine Gruppe, etwas das über den Einzelnen und seine Bindungsängste hinauswächst, etwa in einer wunderschönen Sequenz, die ans Sacre erinnern lässt, bei der eine Tänzerin von den vier anderen auf dem Rücken getragen wird oder einem Trio, das stellenweise akrobatische Züge aufweist, wenn eine Tänzerin von zwei anderen im Laufen hochgehalten wird. Ähnlich eindrucksvoll das Bild einer kleinen Menschenpyramide. Doch die Fragilität bleibt, genau wie Tanz nur in dem Moment existiert, wie er passiert.

In dieser knappen Stunde fällt das unterschiedliche Niveau der Tanzenden auf, sowohl im tänzerisch-technischen Bereich wie auch in Fragen von Ausdruck und Performance. Auch dramaturgisch gibt es Luft nach oben. Es ist ein Versuch, eine zarte Pflanze, die weiter wachsen könnte, wenn sie eine ihr eigene gemeinsame Sprache findet. Auch dies ist hier noch sehr fragil.

 

Kommentare


Vielen Dank für die Auseinandersetzung mit dem Stück. Es ist allerdings keine knappe Stunde sondern 65 Minuten lang.

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