"Die drei Musketiere" von von Manuel-Joël Mandon am Ballett Cottbus

Launige Tanzoperette für laue Sommernächte

In Cottbus fechten „Die drei Musketiere“ für ihre Königin

„Futter“ für das auf 18 Aktive erweiterte Cottbuser Ballett. Im Tanzmix dieser fröhlichen Klamotte kann es erneut beweisen, über welche stilistische Breite es verfügt und wieviel unverbrauchte Spielfreude hinzukommt. Sehr frei und zeitgemäß inszeniert der französische Choreograf Manuel-Joël Mandon ein Ballettspektakel über Selbstbehauptung und Zusammenhalt nach Alexandre Dumas’ berühmtem Roman.

Eigentlich hat das Cottbuser Sommerspektakel „Die drei Musketiere“ zwei Szenografien. Den natürlichen Rahmen bildet das Geviert der 1886 eingeweihten Alvensleben-Kaserne mit seiner gewaltigen, vielleicht als Exerzierplatz genutzten Freifläche. In ihre Mitte zwischen zwei kleinen Wäldchen hat Juan Léon seine Bühne gebaut. Ein Vorhang zeigt das alte Paris um die von der Seine umflossene Kathedrale Notre-Dame. Das stimmt ein auf eine schmissige französische Militärpistole, zu der Librettist Michael Böhnisch den gleichnamigen Roman vom älteren Alexandre Dumas aus dem Jahr 1844 eingedampft hat. Dort geht es in rasanter Erzählweise um jene drei Flinkfechter aus der Königsgarde, die in der sogenannten Halsbandaffäre die Ehre der Königin retten sollen und denen sich als wahrer Held ein Vierter anschließt: D’Artagnan.

Als der Vorhang fällt, sieht man einen von zwei geländergezierten Treppen flankierten Kerker, über dem sich wahlweise der Palast des Kardinals Richelieu oder die Kaserne der Musketiere befindet. Ein Proklamateur verliest den jeweiligen Ort, weil Umbauten in Open-Air-Produktionen kaum möglich sind. Was dann in flotter Inszenierung abläuft, nimmt es mit der literarischen Vorlage nicht allzu genau, kassiert all die tödlichen Intrigen und ringt ihr harmlos vergnügliche Momente ab. Denn der unerschrockene D’Artagnan ist hier ein vorwärtsdrängendes junges Mädchen, das Mitglied der Garde werden möchte, zunächst jedoch abgelehnt wird. Traurig muss es zusehen, wie die Musketierte ihre Gewehre präsentieren, mit ihnen jonglieren, Fechtduelle trainieren.

Richelieu, bis zu seinem Tod 1642 als Premier von König Ludwig XIII. eine historische Gestalt, amüsiert sich derweil mit seinen Kokotten, bespiegelt sich eitel, ist hier ein lüsterner Partyhengst. D’Artagnans Stunde schlägt, als die Königin mit einer von zwei Rappen gezogenen feudalen Kutsche einrollt und im Auftrag des Kardinals von Lady de Winter und ihrem Spion der Krone beraubt wird. Was dann in vielen kleinen Szenen folgt, von militärischen Scharmützeln bis zum Gaudi einer tarnenden Travestie der drei Musketiere in Frauenkleidern, dient neben dem Wiederbeschaffen des königlichen Kopfschmucks dem tapferen D’Artagnan, seine ehrenvolle Aufnahme in die Garde zu rechtfertigen. Dass sich einer der Musketiere, Athos, in die raffinierte Lady de Winter zu verlieben scheint, ist das amouröse Schmeckerchen außerhalb des Romans.

Choreografiert, inszeniert und mit heutigem Zeitbezug gewürzt hat diese launige Persiflage für laue Sommernächte Manuel-Joël Mandon, dem das Cottbuser Ballett bereits seine familientauglichen Abenteuer „Peter Pan“ und „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ verdankt. Eng verknüpft hat er die kurzen Bilder mit einer Melange aus rund 40 Musiktiteln, vom schmetternden Prélude aus Bizets „L’Arlésienne“-Suite und einem schwelgerischen Duett aus Delibes Oper „Lakmé“ bis zu Marschrhythmen, passgenauen französischen Chansons, Soundtracks aus Filmen und Heavy Metal. Entsprechend fällt der Tanz aus. Er schließt, neben rein pantomimischen Passagen, Disco, Hip-Hop, furiose Artistik und klassische Elemente ein. Rechtes „Futter“ für das auf 18 Aktive erweiterte Cottbuser Ballett. Im Tanzmix dieser fröhlichen Klamotte kann es erneut beweisen, über welche stilistische Breite es verfügt und wieviel unverbrauchte Spielfreude hinzukommt. Emily Downs als feuriger D’Artagnan ist hinreißend, Stefan Kulhawec imponiert als schneidiger Athos, schmiegsam charmiert und intrigiert Venira Welijan als Lady de Winter, agil glossiert Alyosa Forlini den Kardinal. Nicht zuletzt Adriana Mortellitis opulente Kostüme machen den zweistündigen Abend zu einem entspannenden Ausflug in weniger bedrängte Zeiten.        

                      

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